Zweigelt 2013 SAND 1
Rot macht er auch. Der Toni Zöhrer aus Krems. Bis jetzt hatte ich ja nur die weissen Protagonisten seiner SAND 1-Kollektion im Glas. Und da war schon ganz Feines dabei das richtig grossen Spass gemacht hat. Heute steht der erste “Rote” seiner Serie an; ganz klassisch, ein Zweigelt. Jahrgang 2013, von der Kremser Sandgrube, woher sonst? Im Holz und im Edelstahltank wurde der Zweigelt 2013 SAND 1, so die korrekte Bezeichnung, ausgebaut und heute steht er hier am Tisch der Wahrheit. Was ich mir erwarte? Etwas einfaches, g’schmackiges und unkompliziertes. Ganz einfach einfachen Zweigelt. Mal schauen wie ich damit liege.
Überraschung! Nichts hat sich geändert etikettentechnisch. Einzig die Flasche ist eine andere. Der Rest wie gewohnt mit dem sich nach oben hin kegelförmig verjüngenden Etikett. Bis auf die Namensgebung ist wieder alles komplett gleich geblieben. In der Mitte wie gewohnt gross in Outline-Typo SAND 1 und unterhalb ZWEIGELT in rot. Im unteren Teil wieder das goldene Wappen mit der Jahreszahl 1270. Links aussen das Siegel mit einem Doppeladler. Original Kremserwein steht ausserhalb. Rechts aussen, wieder in gold die Signatur von Anton Zöhrer und darunter Lehnherr von Krems/Weinzierl. Über dem Etikett noch das kleine Siegel mit 35 Jahre SAND 1. Das Rückenetikett mit dem Gehöft der Zöhrers unterlegt. Oben die Weinbezeichnung, in der Mitte eine kurze Beschreibung inklusive dem Hinweis, dass der Wein am besten innerhalb der ersten fünf Jahre zu geniessen ist. Ebenso ein Servierhinweis von 12-14º, was im Grunde doch recht kühl für einen Rotwein ist, sollte man sich für die 12º entscheiden. Der Schraubverschluss ist mit dem Logo und dem Aufdruck ZÖHRER Krems Austria versehen. Jetzt aber kommt der Zweigelt ohne weiteres Gezicke in den Becher. Mit 14º, direkt aus dem Klimaschrank.
Vanille-Kirschen-Schokolade
Wie ein heller Rubin steht der Zweigelt im Glas. Ein Duftgemisch aus Kirschen, Weichseln und ein paar vereinzelten Erdbeeren zieht fruchtig die Nasenflügel hoch. Eingehüllt in eine dezente Wolke aus Vanille und weisser Schokolade. Insgesamt sehr rotfruchtig, weich und dicht. Zieht augenblicklich bis an den Gaumen durch wo sich alles füllig anschmiegt. Eine ganz leise Würze steht ganz weit hinten rum und traut sich gerade einmal kurz die Hand zu heben. Sonst ausgesprochen fruchtig und einladend.
Fruchtig, frisch & fröhlich
So fruchtig sich der Zweigelt in der Nase präsentiert hat, genauso fruchtig tanzt er auf der Zunge. Noch einen Tick mehr mit frischen Weichseln im Gepäck, die frisch und rund im Mund durch die Gegend kullern. Es schmeckt definitv rot, es ist saftig und bis zu einem gewissen Grad auch dezent kräutrig. Die Kirschen stehen in der zweiten Reihe, Vanille ist erahnbar, hält sich aber brav im Hintergrund. Der Körper eher in der Mitte angesiedelt, macht wenig Druck, ist einfach ‘rund und g’sund’ wie man so sagt in Ösistan. Fruchtig, freundlich, einfach, unkompliziert und angenehm. Am Gaumen dann ein wenig mehr Vanille, dank feiner Tannine aber nicht störend, weil diese für Gefühl sorgen und den Geschmack nach hinten drängen. Der Abgang rotfruchtig, saftig, leicht süsslich weil die Weichseln und die Kirschen gar so tropfen.
Einfach einfaches Trinkvergnügen
Der Zweigelt SAND 1 ist ein echter Fruchtikus. Steht auf der Zunge und presst den gesamten Saft der in ihm steckt heraus. Als würde man in einem Meer von reifen Kirschen und ebensolchen Weichseln baden. Rund fliesst er über die Zungenränder ab, dank der kecken Weichselaromen schiesst er einen feinen säuerlichen Stich hinten raus, was ihm noch mehr Frische verleiht. Am Gaumen ebenso ein überwiegend rotfruchtiges Erlebnis. Gerbstoffe nur ganz fein wahrnehmbar, es dominiert die Farbe Rot. Leichter Schmelz schmiegt sich an, erst im Anschluss wird es an den Wangeninnenseiten etwas trockener und griffiger. Ich glaube, dass der Zweigelt SAND 1 ganz einfach etwas Luft braucht um richtig aufzugehen und lasse ihn deswegen auch mal eine Stunde ohne “Aufsicht” in der Karaffe dümpeln. Kann nichts schaden.
Wie erwartet wird der Zweigelt an der Luft griffiger. Das Runde wird rauer, ganz wenig aber doch. Es fühlt sich kompakter an im Mund. Auf der Zunge nicht mehr nur der pure Saft, jetzt auch samtige Gerbstoffe, feiner Grip und vor allem wesentlich trockener geworden. Von seiner Fruchtigkeit hat der Wein nichts verloren, es fühlt sich jetzt nur wesentlich besser, harmonischer an. Man süffelt einfach dahin und freut sich über diesen unkomplizierten wie erfrischend fröhlichen Tropfen. Der Gaumen feinst bepinselt mit etwas Staub und leiser Würze, der Abgang zwar noch immer rot, doch inzwischen auch begleitet von der erwähnten Würzigkeit. Der Nachhall lange, rot und beerig, immer untermalt von einem Stück Vanille und auch Erde. Eine Stunde und 14-15º im Glas sind fein, die Empfehlung der 12º sollte man noch einmal überdenken. Und sonst? Ein frischer, fröhlicher, unprätentiöser Zechwein der weder Kopfweh macht noch sonstige unerwünschte Überraschungen bereit hält. Aufmachen, wegschlempern. Dazu ist er gemacht, so macht er Spass. Nichts Grosses, einfach einfaches Trinkvergnügen.
Tipp: Verträgt eine Stunde Luft ganz gut. Mit 14-16º geniessen. Zu einfacher Küche, Kalten Platten mit Wurst und Speck, wie auch zu gebratenem Fleisch perfekt. Ohne alles nur für sich genossen ein unkomplizierter wie einfacher Wein der einfach Spass macht.
Verkostet wurde ein Zweigelt 2013 SAND 1 aus der SAND 1-Kollektion vom Weingut Zöhrer aus Krems, Österreich. Bezugsquellen: Österreich: Vinoble, Deutschland: Weinhandel Wenzke, Schweiz: Wein Schröter
Kategorie: Verkostet, Zöhrer (A)