Ama 2010 Chianti Classico DOCG
It´s Chianti-Time! In der zweiten Verkostungsrunde der Castello di Ama-Weine stehen zwei lupenreine Chiantis auf dem Tisch der Wahrheit. Den Anfang macht der ‘normale’ Chianti Classico DOCG welcher auf den Namen Ama hört, was, abgeleitet von amare (lieben) soviel wie ‘liebt’ heisst. Jahrgang 2010 ist er, aus 90% Sangiovese und 10% Merlot besteht er und 12 Monate hat er im Barrique verbracht. Bevor er in den Verkauf kommt absolviert er noch 18/24 Monate in der Flasche. Der Ama ist so etwas wie der Brot- und Butterwein des Castellos und als Freunde von Jupiters Blut, das heisst nämlich Sangiovese (Sanguis Giove) frei übersetzt, freuen wir uns wieder einmal einen dieser urtypisch italienischen Weine aus dem Epizentrum des Chianti, dem Chianti Classico, in den Gläsern zu haben. Jetzt muss nur noch reichlich Pasta dazu gebastelt werden.
Irgendwie erkennt man italienisches Etikettendesign immer auf den ersten Blick. Vorausgesetzt es ist ein ‘klassisches’. In diesem Fall klebt so ein klassisch gestaltetes Stück Papier auf der schlanken Flasche des Amas. In créme gehalten und mit dem stolzen Reiter hoch zu Ross in der dunkelbraunen Bordüre oberhalb. Bei diesem Reiter handelt es sich um Guidoriccio da Fogliano, einen italienischen Condottiere, der in seiner Zeit als er für die Republik Siena in den Krieg zog, für die erfolgreiche Belagerung von Montemassi verantwortlich war. Soviel zum geschichtlichen Hintergrund.
In der Mitte wieder in Kapitalen AMA 2010 und drunter wieder die beiden Schilder des Castellos. Auf ein Rückenetikett wird verzichtet und deshalb steht der Rest der sonst noch wichtig und vorgeschrieben ist auch auf dieser Flasche wie gehabt am unteren Ende des Etiketts.
Damit sich der Chianti Classico auf seinen grossen Auftritt vorbereiten kann, darf er für eine Stunde in der Karaffe seine Kreise ziehen und Wiener Sauerstoff aufnehmen.
Kraftvoll, üppig, intensiv
In strahlendem rubinrot steht der Ama im Glas. Leuchtend, klar und einen fetten Film an der Glaswand hinterlassend. Obwohl nur ein geringer Anteil von Merlot beigefügt wurde riecht man ausegeprägte Pflaumenfrucht sowie die ganze Power die ein voller Rumtopf zu bieten hat. Unterfüttert ist alles mit einer dichten Vanillenote. Man riecht ein wenig Holz, etwas Erde, braune Gewürze und vor Saft triefende schwarze Kirschen. Insgesamt duftet es intensiv, fast üppig und sehr fordernd in der Nase. Sogar ein kleiner Strauss von Kräutern taucht auf und mischt sich unter das kraftvolle Aromenvolk. Kein Bukett zum Schnüffeln weil man sehr leicht ‘high’ davon wird.
Gerbstoffreiches Fruchtspektakel
Auf der Zunge macht sich der Ama in erster Linie durch eines bemerkbar; Tannine. Und zwar massenhaft. Wie feiner Samt legen sie sich drauf und ziehen ebenso pelzig über den Gaumen hinweg. Erst danach kann man sich auf den Geschmack konzentrieren. Da stehen dunkle Kirschen auf der Zunge, reichlich Vanille garniert das kleine schwarze Steinobst und ganz am Schluss quetscht sich eine riesengrosse Sauerkirsche durch um sich ihres Saftes zu entledigen. Was richtig pelzig beginnt setzt sich in dunkelrotem Fruchtspektakel fort, verabschiedet sich wieder leicht pelzig und bleibt als von Kirschen dominierter Nachhall übrig. Erste Conclusio nach einer Stunde. Besser zwei in die Karaffe und etwas kühler ins Glas.
Das Geheimnis: Zeit & Temperatur
Nach zwei Stunden Luftzufuhr und auf ca.17º ‘hinunter temperiert’ zeigt sich der Ama wesentlich versöhnlicher. Er ist fruchtiger geworden, die Gerbstoffe haben sich konsolidiert, sind aber nach wie vor sehr schön präsent. Sie sind samtiger und weicher geworden, lassen mehr den eigentlichen Aromen den Vortritt. Trotz allem hat der Ama nichts an Kraft verloren. Er ist nach wie vor kein ‘leichter’ Wein, hat aber einen Weg gefunden sich als frisch und trinkfreudig zu präsentieren. Jetzt spürt man ihn, man spürt seine Kraft und auch seine Frucht in gleichem Maß. Die Zunge nimmt ihn geschmacklich intensiver wahr, schmeckt mehr die typischen Sauerkirschen und stellt fest, dass der Rumtopf so gut wie verschwunden und nur mehr sehr leise im Hintergrund wahrnehmbar ist. Sangiovese hat die Führungsarbeit unternommen und macht dort richtig gute Arbeit.
Obwohl der Ama mit seinen 13% eigentlich auf der eher moderaten Seite liegt ist er trotzdem durchaus mächtig und voluminös. Freunde von Gerbstoffen werden diese, in Verbindung mit einer äusserst saftigen wie auch fülligen Frucht die von feinem Holz unterfüttert ist, mögen. Was auf der Zunge nun in sich geschlossener wirkt zeigt sich auch am Gaumen wesentlich harmonischer. Einerseits stoffig und mit entsprechend Grip ausgestattet und andererseits nicht auf die Frucht vergessend. Jetzt ist der Ama an jenem Punkt angekommen, der ihn in den nächsten Stunden zu einem richtig runden Vergnügen werden lassen wird. Es sind zusammengefasst zwei Punkte die den Ama zum wahren Genuss werden lassen: Zeit und Temperatur. Das ist kein Chianti den man aufmacht und verputzt, dieser will ‘respektiert’ und entsprechend vorbereitet werden. Dann steht einem freudigen Weinerlebnis nichts mehr im Weg.
Tipp: 2-3 Stunden gehört der Wein in die Karaffe. Am besten bei 16-18º geniessen. Perfekt zu Gebratenem, Geschmortem, sowie zu Pasta und generell zur italienischen Küche. Als Solist ein Wein dem man sich langsam nähern sollte.
Verkostet wurde ein Ama 2010 Chianti Classico DOCG vom Weingut Castello die Ama aus Gaiole in Chianti, Siena, Italien. Der Wein wurde uns via Andrea Seidler von ViP-Weine aus Köln zur Verfügung gestellt.
Kategorie: Castello di Ama (I), Verkostet