Bourgogne blanc 2017

| 11. Januar 2020 Alles lesen

Bourgogne blanc 2017 Wenn es um Weine mit den klingenden Namen Pommard, Volnay, Monthelie, Auxey-Duresses, Meursault und Puligny-Montrachet geht, bleibt bei keinem Weinfreund ein Auge trocken. Und schon gar kein Glas. Ich gehöre da genau so dazu und bei dem Tropfen der heute am Tisch der Wahrheit steht, geht wieder die Sonne in meinem Weinherzen auf. Kommt der nämlich von einer echten Winzerlegende, die von der internationalen Presse seit Jahren mit Lobeshymnen überschüttet wird; Henri Boillot. Seine Weine gehören zum Besten und Feinsten, was Jahr für Jahr aus dem Burgund kommt. Boillots Weine stammen von den weltweit besten Lagen für Chardonnay aus Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet und stellen die Spitze der Côte de Baune dar. Ich habe heute seinen “Einstiegswein” im Glas, den Bourgogne blanc 2017, von dem Henri Boillot selbst behauptet, dass, wenn ihm der gelingt “auch alle anderen Weine gelingen”. Nachdem ich dem edlen Tropfen eine Stunde in der Karaffe zugestanden habe, darf er mich nun im Glas von seinen Qualitäten überzeugen.

Betörend, frisch, unwiderstehlich

In relativ hellem strohgelb leuchtet der Bourgogne aus dem Glas heraus. Betörend ist sein Duft, der einem reifen Pfirsich, ein paar Mandelnoten, getrocknete Aprikosen und einen Tick Akazienhonig in die Nasenflügen schickt. Weich und warm fühlt sich der Duft an und nach einer Weile tauchen auch ein paar frische freche Zitrusnoten in der Geruchszentrale auf. Es riecht intensiv und fühlt sich doch sehr fein im Nasentrakt ein. Ein Duft dem man sich nicht entziehen kann. Und auch nicht möchte. Einmal noch hinein gerochen und dann ab ins Zentrum des Geschmacks damit.

Wenn die Nuss mit der Marille tanzt

Einfach wunderbar ist das Gefühl im Mund, wenn der Bourgogne auf der Zunge ankommt. Teigaromen, fein und doch sehr präsent, treffen auf zarte Noten von Aprikose. Am Zungenrand fliesst eine feine Salzspur neckisch ab und bringt Frische und Mineralität ins Spiel. Äpfel gesellen sich hinzu, eine Birne trabt artig hinterher, am Gaumen wird es zärtlich nussig, was den Tropfen umso liebenswerter macht. Auch wenn sich der Wein sehr weich im Mund anfühlt, so ist er doch sehr klar und präzise in seinem Wirken. Frisch steht er auf der Zunge, am Gaumen zeigt sich ein feiner Nebel von Brioche und Brot. Am liebsten würde man den Tropfen ewig im Mund behalten und an ihm rumkauen, weil er sich gar so sexy anfühlt. Auch der Abgang ist ein Erlebnis für sich; weich, leicht cremig, am Ende briochig-nussig, mit einem Touch Marille. Wunderbar!

Feinstes Burgunderkino

Geben Sie dem Tropfen Zeit und Luft und staunen sie wie er sich entwickelt. Erleben Sie, wie sich der Bourgogne immer frischer präsentiert, wie er seine Rundungen gekonnt schlank erscheinen lässt und wie sich langsam aber stetig, der Kalk an die Oberfläche durcharbeitet. Brioche und Brot haben jetzt die Führungsarbeit übernommen, Aprikosen unterfüttern dieses weiche, sich wohlig im Mund anfühlende Schauspiel. Die Kurven verblassen immer mehr, der Wein wird immer feiner und schlanker, die leicht salzige Mineralität setzt allem am Ende die Krone auf. Am Gaumen bleibt er lange haften, man spürt den Kalk wie feinen Nebel an ihm vorüber ziehen und geniesst die Griffigkeit mit welcher sich der Tropfen an ihn schmiegt. Burgund vom Feinsten kann man da nur sagen. Mit der Gewissheit, dass dieser Wein in ein paar Jahren erst so richtig loslegt.

Den Bourgogne blanc von Henri Boillot als Einstiegswein zu bezeichnen, ist schlichte Untertreibung. So erwachsen, so elegant und nobel wie er sich bereits in seiner Jugend präsentiert, ist das schon allerfeinstes Burgunderkino. Im Mund fühlt er sich trotz seines perfekten Körpers leicht und fein an, es ist Substanz dahinter, es hat Kraft ohne zu schwer zu wirken. Perfekt vereint sind Harmonie und Balance, das Zusammenspiel von Salz und Mandeln, von Brioche und Brot, im Einklang mit eleganter Mineralität, es ist schlicht ergreifend. Basiswein soll das sein? Dafür würden andere einiges geben, könnten sie diesem hier das Wasser reichen. Und wenn man noch bedenkt, wie sich dieser Tropfen wohl in fünf oder mehr Jahren präsentieren wird, dann bleibt einem (beim aktuellen Schnäppchen-Preis von 26,90) fast nichts anderes übrig, als sich mit ihm den Keller voll zu machen. In ein paar Jahren ist dieses “Weinchen” dann ein ganz ein Grosser. Persönlicher Lieblingswein.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist empfehlenswert. Mit 10-12º aus dem grossen Burgunderglas geniessen. Zu Kalbfleisch an hellen Saucen, zu Hühnerbrust und vielem mehr. Als Solist ein echtes Erlebnis, dem man sich nicht verschliessen sollte

Verkostet wurde ein Bourgogne blanc 2017 von Henri Boillot aus Meursault/Côte de Beaune im Burgund, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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