Chianti Classico ‘Riecine’ 2011 DOCG

| 23. April 2014 Alles lesen

Der dritte und letzte Wein aus unserer Themenverkostung Pasta, Pizza, Parmigiano ist ein Wein, den man schlechthin als Ur-Italienier bezeichnen darf. Ein Chianti. Und zwar ein Chianti Classico DOCG 2011 von Riecine aus Gaiole. Interessant ist, dass dieses Weingut so gut wie nichts mit Italienern ‘am Hut’ hat. Gegründet vom Engländer John Dunkley, wird es von einem anderen Engländer, Sean O´Callaghan, seit 1991 sowohl als Kellermeister wie als Betriebsleiter geführt. Als ICEA® zertifizerter Betrieb zählt Riecine heute zu den Aushängeschildern des Chianti. Jener der hier am Tisch der Wahrheit steht ist sortenrein, das heisst aus 100% Sangiovese, von welchem nur bestes Traubenmaterial geerntet und verarbeitet wurde. Jetzt fehlt nur noch ein Teller Pasta, dann kann das lustige Verkosten los gehen.

Riecine Chianti Ein turmhohes weisses Etikett das fast die gesamte Höhe der Flasche einnimmt ziert das dunkle Gebinde. Zu oberst das Logo von Riecine, drei Bäume in weinrot und unterhalb in Grossbuchstaben der Name. Die Mitte nimmt ein Text ein auf dem ein wenig über den Gründer des Weinguts sowie dessen Anspruch und Bedeutung in Chianti erklärt. Im Hintergrund ganz zart das Weingut aufgedruckt. Unterhalb der Jahrgang mittig eingedruckt und ganz am unteren Rand Chianti Classico in geschwungener Schreibschrift. Ein sehr klassisch wirkendes Design, nichts Verspieltes, klar und elegant. Auf der weinroten Halsmanschette das offizielle Siegel angebracht als Nachweis dafür, dass es sich um einen Chianti Classico DOCG handelt. Am kleinen weissen Rückenetikett dann noch ein paar allgemeine Informationen. Und weil der Tropfen noch ein Jungspund ist darf er sich für eine halbe Stunde seine Aussenwelt aus dem Inneren der grossen Weinkaraffe ansehen.

Kraftvoll & würzig

Beeindruckend transparent dreht der Riecine in leuchtendem Granatrot seine Kreise im Glas. Kirscharoma, Weichseln und braunes Gewürz vermengt sich zu einem erdig-würzigen Duft der die Nase hochzieht. Etwas Mon Cherie vermeint man zu riechen, es hat etwas Pralinenhaftes, das am Ende des Aromenkorbes hinterher trabt. Ein Hauch von feinem Holz steht im Glas, harmoniert sehr schön und balanciert mit dem Kirsch- und Weichselduft. Farblich lässt sich der Geruch an ehesten mit rotbraun bezeichnen. Viel Erde, viel Gewürz, viel Kirsche. Fleischig bahnt sich der Tropfen seinen Weg die Nasenflügel hoch.

Erde, Holz & dunkle Kirsche

Auf der Zunge breitet sich sofort ein überaus erdiger, aber auch saftig-würziger Wein aus. Druckvoll und robust steht der Riecine auf ihr und macht klar, dass er kein weichgespülter Touristenchianti, sondern ein erwachsener Protagonist seiner Art ist. Fein und herb fühlen sich seine Gerbstoffe an die sich am hinteren Ende der Zunge ablegen. Saftig, klar und ungekünstelt spielen fleischige kirschfruchtigen Aromen ihr Spiel. Alles fühlt sich ausgesprochen erdbetont an, man schmeckt Wald und Laub und Unterholz und man spürt wie der Chianti sowohl derb wie feingeschliffen im Mund steht. Nach dem ersten Glas ist klar, dass dieser Tropfen locker eine Stunde an der Luft benötigt um sich entsprechend entfalten zu können.

Charakterkopf mit Suchtpotential

Riecine & Penne Rigate Luft, reichlich Luft ist das was der Riecine braucht und immer mehr kommen ledrige Aromen zum Vorschein. Zedernholz taucht auf und plötzlich entwickelt der Tropfen dichten Körper, vollgepumpt mit roten und schwarzen Beerenaromen. Was am Anfang etwas ungeordnet erschien ist nun komplex und kompakt, zusammengewachsen zu einem vielschichtigen Ganzen. Das ist Chianti für Erwachsene. Pflaume schmeckt man, dunkelviolett und saftig, Sauerkirsche ist dabei und sogar florale Noten tauchen auf. Der Riecine füllt den Mund, ist aber alles andere als breit. Er ist nur dicht, kraftvoll und mit seiner samtigen Art nebelt er Zunge wie Gaumen gleichermassen ein. Lässt der Tropfen einem auf der Zunge seinen frischen und doch spröden Saft schmecken, so benetzt er den Gaumen mit samtig-herben Gerbstoffen, zieht wie ein feiner Nebel über ihn weg und hinterlässt dabei einen leicht ledrigen Nachgeschmack. Begleitet von schwarzen Beeren mit einem Schuss Minze die für kühle Frische sorgt.

Extraktreich steht der Wein im Mund, man spürt, dass er keinesfalls der ‘leichten Sorte’ angehört (14,5%vol.) und man merkt, wie sich am Ende seiner Reise ein Hauch von schwarzem Pfeffer in leicht liköriger Konsistenz im Nachhall auflöst. Der Riecine ist kein Chianti den man einfach so ‘verputzt’. Er will Aufmerksamkeit, sucht feststoffliche Begleitung und ist definitiv kein Chianti für Leute die an Massenware gewöhnt sind. Dieser hier ist Individualist, komplex, hat Persönlichkeit und jede Menge Charakter, den er erst mit der Zeit (Luft) scheibchenweise freigibt. Dann macht er auf, dann dreht er auf. Dann steht er voll im Saft und begleitet die Pasta frisch und kühl, fliesst wie von selbst und sorgt für mächtig Spass im Mund. Eigentlich noch zu jung, obwohl schon äusserst trinkig, wird der Riecine in ein paar Jahren so richtig auf die Pauke hauen. Bio-Chianti für Leute die verstehen worauf es ankommt.

Tipp: Zwei Stunden in der Karaffe sind empfehlenswert. Ideal mit um die 18º zu trinken, nicht wärmer. Zu Fleischgerichten, Eintöpfen und klassischer Pasta ein Gedicht. Als Solist ein Wein der Zeit und Aufmerksamkeit fordert.

Wein & und Winzer-Info:

Riecine
Wein: Chianti Classico Riecine 2011 DOCG
Winzer: Riecine
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2016+
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: Gebr. Barrique
Besonderes: Zertifiziert ICEA®
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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