End des Berges 2014

| 24. Februar 2016 Alles lesen

End des Berges Wieder einmal im wunderschönen Weinviertel unterwegs. In Ziersdorf und Umgebung, dort wo Leo Uibel seine Weingärten bewirtschaftet. Um die 7,5 Hektar sind das heute, auf denen er Grüner Veltliner, Chardonnay, Pinot Noir, Zweigelt und Rivaner anbaut. Leo Uibel gehört der Gemeinschaft Junge Wilde Winzer an, eine lose Vereinigung von jungen Winzern, die ihre Weine gerne auch etwas “gegen den Strich” bürsten und aus purer Neugier experimentieren. Ich habe heute seinen End des Berges 2014 im Glas. Ein Grüner Veltliner von jener Lage die korrekterweise Hundsberg heisst, jeder “Einheimische” aber weiss welcher Berg damit gemeint ist. Ausgebaut wurde der Wein im 500 Liter Eichenfass. Sechs Monate liess Leo Uibel seinen End des Berges auf der Vollhefe reifen, auf Schwefelzugabe hat er verzichtet, und ihn direkt von der Hefe auf die Flasche gefüllt. Ich hab ihn erst einmal in die Karaffe umgefüllt und ihn eine halbe Stunde vor sich hin dümpeln lassen. Und weil ich etwas unsicher war habe ich ihn aus dem grossen und dem kleinen Glas angetrunken.

Kein Pfeffer, dafür Tee

Helles Gelb leuchtet aus den Gläsern raus. Ein frischer Duft strömt einem entgegen. Etwas Zitronenschale, feine Birne, etwas grüner Apfel und etwas Grünes zeigt der End des Berges. Im grossen Glas mineralischer, im kleinen konzentrierter, gepresster. Was völlig fehlt ist das berühmte “Pfefferl”. Von Pfeffer findet man hier nichts. Dafür riecht man Teearomen, ein wenig gelbe Grapefruit und je länger ich schnüffle, umso mehr sagt mir das was im grossen Glas steht besser zu.

Zitrusfrisch und richtig ölig

Butterweich, richtig ölig fliesst der End des Berges auf die Zunge. Gelbe Frucht, weisser Tee und fein geraspelte Zitronenschale schmeckt man. Augenblicklich zeigt sich der Wein aus dem grossen Glas geschmeidiger und feiner. Der braucht Platz und Oberfläche. Im kleinen wirkt er gestaucht. Unheimlich viel Schmelz spürt man im Mundraum, das ist saftig, etwas mollig aber trotzdem fein. Ein rundes Gefühl macht sich breit. Am Gaumen zitrusfrisch, ganz leicht vom Rauch gestreift und lange haften bleibend. Eine gewisse Restsüsse kann der Wein nicht leugnen, will er auch nicht. Im Abgang dann erst etwas mineralisch, nicht steinig sondern eher lehmig. Sanft und charmant im Nachhall. Kein Grüner Veltliner wie man ihn erwartet hätte.

Charmanter, kuscheliger und eigenwilliger Charakterkopf

Erst nach zwei Stunden verliert der End des Berges etwas von seiner Öligkeit, wird griffiger im Mund, stofft sogar ganz fein auf der Zunge. Etwas ausgeprägter macht sich die Rauchigkeit bemerkbar die im Rachen von weissen Teearomen begleitet wird. Ungewöhnlich, weil so gar nicht Veltliner. Und interessant, weil so fühl- und schmeckbar anders. Immer mehr spürt man die Zitrusfrische aufkommen, das Opulente verliert sich nach und nach und der Wein wird immer lebendiger. Ich bin jetzt sogar dafür ihn zwei Stunden in der grossen Karaffe stehen zu lassen. Dann geht er auf wie eine Lotosblüte. Er schmeckt fast grün, ohne wirklich kräutrig oder grasig zu sein, was meiner Meinung nach auf die Zitronenschale und den Tee zurückzuführen ist. Der Spass im Mund wird immer grösser, der Haptik immer charaktervoller, griffiger und frischer. Ich denke, dass der gute Tropfen noch mächtig weiter wächst.

Vier Stunden hat er mittlerweile hinter sich, der End des Berges, und er wird immer feiner. Birne hat wieder das Kommando übernommen, eingelegt in frischem Zitronengras. Der Rauch ist geblieben, fühlt sich jetzt fein kreidig an, sehr mineralisch, herb und weiss. Auch der Tee steht nach wie vor auf der Liste und verleiht dem Wein eine gewisse fernöstliche Aromatik. Nach wie vor ist der End des Berges saftig, hat aber seinen Speck über Bord geworfen und glänzt jetzt mit reiner Fruchtsüsse die sich im rauchigen Nebel auflöst. Noch immer zart cremig, jedoch mit Grip versehen und wunderbar weissblütig. Würde ich auf den ersten Eindruck nicht unbedingt als Grüner Veltliner verifizieren, dazu ist er zu “exceptional”. Auf jeden Fall aber ist er ein charmanter, in gewisser Weise kuscheliger, aber doch eigenwilliger Charakterkopf. Verbirgt mehr als er zeigt wenn man ihm keine Zeit gibt. Tut man es jedoch, dann ist der Spass ein grosser.

Tipp: Zwei Stunden in die Karaffe mit dem Wein. Drei oder vier oder fünf sind überhaupt ideal. Mit 10-12º aus dem grossen Glas geniessen. Das kleine staucht ihn. Knackig frische Gemüsekreationen, asiatische Küche (auch scharf) und gebratene oder geröstete Leber pimpt er wie nur was. Als Einzelkämpfer einer der viel Zeit und Luft braucht, dann aber riesengrossen Spass macht.

Verkostet wurde ein End des Berges 2014 vom Weingut Uibel aus Ziersdorf/Schmidatal im Weinviertel, Österreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet