Pinot Meunier 2012

| 26. April 2016 Alles lesen

Pinot Meunier 2012 Mönier, Meunjer, Monjeh. Immer wieder unterhaltsam zuzhören wie sich manche damit abquälen. Wer es nicht richtig aussprechen kann sage einfach Schwarzriesling. Das geht auch. Heisst aber trotzdem Pinot Meunier. Und ist rot, nicht weiss. Genau so einen Wein habe ich heute im Zuge meiner Abenteuerreise mit den Weinen von Stefan Steinmetz aus Brauneberg an der Mosel am Tisch der Wahrheit stehen. Den Pinot Meunier 2012. Der kommt vom Veldenzer Grafschafter Sonnenberg mit seinen von hartem blauem Schiefer durchzogenen Böden. Der Veldenzer Sonnenberg liegt direkt unter den Hunsrückwäldern am Rande eines weiten Tales und verdankt seinen Namen der Ortschaft Veldenz, die früher einmal einer ganzen Grafschaft ihren Namen gab. Ausgebaut wurde der Wein im gebrauchten kleinen Holz und hat normalerweise 12-24 Monate Holzfassreife im Burgunderbarriquefass auf dem Buckel. Dieser hier durfte sich 24 Monate darin austoben bevor er unfiltriert abgefüllt wurde. Ich lasse dem Pinot Meunier jetzt eine Stunde in der Karaffe angedeihen, weil ich ihn etwas durchlüftet haben will bevor er in den blank polierten Burgunderbecher kommt.

Eukalyptus, Würze, Waldbeeren

In äusserst hellem ziegelrot steht der Pinot Meunier fast transparent im grossen Becher. Sehr frisch und auch kühl ist der Duft der einem die Nasenflügel hochströmt. Etwas Eukalyptus riecht man, ein paar getrocknete Kräuter und sehr viel rote Würze dominieren. Erst dann folgen wilde Waldbeeren, rote, schwarze und auch ein wenig Unterholz. Bei aller Würze aber überwiegt das kühle, frische Element, das auch ein wenig Schlehdorn mitführt. Ein durch und durch sehr roter Duft der sehr erfrischend wirkt.

Rote Frucht sehr säureknackig

Schlank, sehr schlank kommt der Pinot Meunier auf die Zunge, um sich darauf mit einem ziemlich sandigem Gerbstoffkleid bemerkbar zu machen. Dem gegenüber macht sich aber auf der Stelle eine richtig tolle Säure wichtig und so erscheint einem der Wein fein gestrickt. Nach ein paar Minuten hat sich die Säure gegen die Tannine durchgesetzt und es steht ein Wein im Mund der durchaus fruchtbetont ist. Auf einer zart würzigen Wolke schweben Brombeeren und auch wilde Erdbeeren dahin und sorgen für ein saftiges Geschmackserlebnis. Am Gaumen sehr fein was das Tannin angeht, sehr rot und saftig. Erst im Abgang taucht die Würze wieder auf und vermengt sich im Nachhall mit dem erst jetzt erkennbaren Hauch Menthol, was noch einmal für kühle Frische sorgt.

Genuss kann richtig einfach sein

Womit der Pinot Meunier eindeutig gewinnt, ist Zeit und Luft. Je länger er im Glas steht umso mehr erdet er sich. Was zu Beginn an Mehr an Frucht vorhanden war, ist jetzt tiefer in die Würze integriert. Es wird frischer und die Mentholnote kommt sehr schön hervor. Auf der Zunge fein kräutrig wie auch waldbeerig, saftig und extraktreich ohne süss zu wirken. Dann ein frischer Zug an den Zungenrändern der auf das Menthol zurück zu führen ist. Das Gerbstoffkleid inzwischen ein ganz feines, wunderbar im Aromenkorb eingebettet. Der Gaumen von einer roten Würze fast benebelt, leicht getränktes Unterholz und etwas trockenes Laub sorgen immer mehr für ein herbstliches Gefühl im Mund. Über allem thront eine höchst erfrischende Säurekrone die dem Wein so richtig Leben einhaucht. Frisch, saftig und kühl belebend würde es am besten treffen. Ganz hinten nimmt man eine zarte Röstung wahr und merkt dabei, wie sich die frische Säure um sie legt.

Nach fünf Stunden “Öffentlichkeit” tanzt der Pinot Meunier richtig im Mund. Als würde die Säure immer munterer, sorgt sie mit ihrem hohen Puls für beste Unterhaltung auf der Zunge. Der Wein hat null Gewicht, fühlt sich fein und filigran an, hat aber trotzdem genug Dichte um gespürt zu werden. Die Tannine sind nur noch ganz leise wahrnehmbar, fühlen sich eher wie ein Film als wie ein Korn an und verleihen dem Wein eine feine Struktur. Die Waldbeeren suhlen sich in der frischen Säure, der Gaumen liebt das Rot das an ihm haftet und insgesamt will man den Tropfen einfach trinken weil er gar so süffig ist. Animierend, frisch wie auch erfrischend, saftig-fruchtig, säurebetont und äusserst schwungvoll agiert der Pinot Meunier im Mund. Das ist Trinkspass pur. Und weil das längst nicht alles ist, mischt sich am Ende auch die erdbetonte Würze nochmals unters Volk und zeigt wie Harmonie geht. Ein wunderbar trinkiger Wein, der völlig unkompliziert einfach Genuss und Freude bereitet. So einfach kann es sein. Wenn man es kann.

Tipp: Ein bis zwei Stunden Luft tun ihm gut. Grosses Glas empfohlen. Frische 14-16º Trinktemperatur sind ideal. Zum Grillhuhn, zu gut gewürzten Kartoffelgerichten oder auch zum kräftigen Fisch vom Grill. Als Solist ein richtiger Charmeur der für genussvolle Unterhaltung sorgt.

Verkostet wurde ein Pinot Meunier 2012 vom Weingut Günther Steinmetz aus Brauneberg an der Mosel, Rheinland-Pfalz, Deutschland.

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