Pinot Noir 2015 Roter Faden

| 5. Juli 2017 Alles lesen

PN Roter Faden Aus Vaihingen/Roßwag kommt der Wein, der heute hier am Tisch der Wahrheit steht. Kennt dieses Nest jemand? Liegt irgendwo ziemlich in der Mitte zwischen Pforzheim und Ludwigsburg in der Weinbauregion Württemberg. Und dort pflanzen, pflücken und stampfen Olympia Samara und Hannes Hoffmann auf ihrem Weingut Roter Faden mit ganz viel Liebe ihre Weine. Bevorzugt Lemberger und Pinot Noir. Genau so einen, den Pinot Noir 2015, darf ich jetzt verkosten. Ist überigens der erste offizielle Jahrgang der beiden. Die Rebstöcke stehen auf reinen Muschelkalkböden auf Terrassen, im Keller wird nur minimalst eingegriffen. Spontangärung, keine Zusätze, keine Schönung, keine Filtration, minimale Schwefelzugabe, fertig. Augebaut wurde der Wein im 500 Liter Eichenfass. Gearbeitet wird nach biodynamischen Grundsätzen. Verkostet wird nach einer halben Stunden Karaffenstandzeit aus dem grossen Becher. Zwar nicht biodynamisch, dafür aber mit umso mehr Begeisterung.

Leise, filigran & elegant

Fast transparent steht der Pino Noir in leuchtendem himbeerrot im Kelch. Die leichte Trübe ist der Nichtfiltration geschuldet. Sauerkirsche dampft einem fein entgegen, etwas Laub, zarte Würze und Vanille tummeln sich im Riechorgan. Alles fühlt sich äusserst leicht an, da ist keine Schwere drin. Eine leise Kräuternote ganz weit hinten bringt zusätzlich Frische rein. Ein filigraner Duft der durchaus elegant ist.

Leicht, schlank & flott

Kalk. Ich liebe Kalk. Und deshalb ist es eine Freude, diesen, sowie der Tropfen auf die Zunge kommt, in seiner vollen Pracht zu spüren. Augenblicklich legt er sich auf ihr und auch am Gaumen an, fein wie ein Kaschmirschal, und sorgt für richtig Grip in der Zentrale. Eine resolute Würze dominiert die Aromatik, erst hinterher darf sich die Sauerkirsche produzieren. Was ebenso gleicht auffällt ist die Leichtigkeit mit der der Wein im Mund steht. Null Gewicht, zartgliedrig, schlank und fein. Dafür sorgen unter anderem die schlappen 12 Umdrehungen die hier für Vortrieb sorgen und den Pinot Noir so herrlich flott erscheinen lassen. Hinten raus zart erdig, leicht rot und kalkig.

Federleichter Tempobolzer

Richtig spannend wird der Pinot Noir jedoch, lässt man ihn reichlich Luft aufnehmen. Dann wird er richtig sauerkirschig, der Kalk wird immer feiner auf der Zunge und sein Puls beginnt zu steigen. Er wird immer frischer, klart quasi auf, wie der Himmel nach einem leichten Sommerregen. Ribiseln kommen aus ihrem Versteck gekrochen und hauchen dem Topfen noch mehr Lustigkeit ein. Jetzt zischt er durch die Mitte wie ein klarer, kühler Strahl, denkt gar nicht daran sich auszubreiten und zieht schnurstracks Richtung Abgang. Welcher ebenso immer “roter” aber auch erdiger und feiner wird. Hier spürt man richtig was es heisst ein Leichtgewicht zu sein. Der Trinkfluss ist enorm und was am Ende bleibt ist ein wunderbar angenehmes Gefühl im Mund.

Drei Stunden sind vergangen und was jetzt abgeht ist phantastisch. Eine Limettenscheibe, rote Ribiseln und Sauerkirschen streiten sich um die Vorherrschaft und sorgen für eine Frische auf der Zunge die sich sehen lassen kann. Der Kalk hat sich ein wenig in den Hintergrund verzogen um vorne nicht zu stören. Bei aller Frische bleibt eine feine Haftung übrig, in welcher sich die Würze eingenistet hat. Der Tropfen trinkt sich jetzt wie von alleine, zieht wie ein “roter Faden” durch die Luke und man merkt, wie die Schlucke immer grösser werden. Genau so soll es sein, genau so macht es Spass. Pinot Noir zum Bechern. Unüblich, dafür umso lustiger. Richtig toller, vor allem aber flotter Wein.

Tipp: Eine Stunde Karaffe ist zu empfehlen. Mit 14º am besten zu trinken. Zu Wild und Federvieh, zu Braten und zu Schmorgerichten. Temporeicher Wein mit hohem Puls.

Wein & und Winzer-Info:

pinot-noir_2015
Wein: Pinot Noir 2015
Winzer: Roter Faden
Rebsorte(n): Pinot Noir
Anbaugebiet: Württemberg
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: 500l-Eichenfass
Empfehlung: Luft, Zeit und großes Glas. Kühl trniken (14°C)
Verschluss: Naturkorken

Bezugsquelle: 225 Liter, München, Deutschland.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet