Blaufränkischsekt 2011

| 31. Juli 2014 Alles lesen

Für die erste Überraschung in Uwe Schiefers neuem Sortiment sorgte ein Rosé, der einer Textzeile eines Led Zeppelin-Liedes gewidmet ist. Für die zweite Überraschung dieser Runde sorgt ein Blaufränkisch, der, nicht wie erwartet still, sondern mit Blasen drin daher kommt. Der Blaufränkischsekt 2011 ist so gewagt wie ungewöhnlich und kommt sicher nicht allzu oft in freier Wildbahn vor. Wenn, dann wohl noch am ehesten in rosarot, aber so wirklich rot wie es sich für einen Rotwein auch gehört… alles andere als alltäglicher Erfrischungssprudel. Umso spannender wird es sein, diesen blubbernden Blaufränkisch ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Uwe Schiefer rockt, entweder mit Led Zeppelin oder eben mittels Blasenbildung in dunkelroter Flüssigkeit. Abenteuer pur.

BF Sekt 2011 Da ist sie wieder. Die mystische Grafik die sich konsequent durch die gesamte Etikettenserie zieht. Was anfänglich als Daumenabrdruck vermutet und später dann als Tropfen gedeutet wurde, stellte sich am Ende laut Uwe Schiefers Aussage als Zunge heraus. Wobei das auch nicht wirklich dokumentiert ist, weil er es dem Betrachter offen lässt was er davon halten möchte. Und so ziert auch dieses Etikett der Daumen, der Tropfen, oder eben die Zunge. Nichts genaues weiss man nicht. Unten in Kleinbuchstaben einfach blaufränkischsekt 2011 und rechts in fett und gross schiefer, wie gewohnt. Im rechten schwarzen Teil des Etiketts alle Informationen zum Inhalt, brut nature ganz wesentlich und vor allem das Datum wann degorgiert wurde, nämlich im Februar 2014. Ebenso die Info, dass von der Sekt & Weinmanufaktur Strohmeier in St. Stefan in der Steiermark versektet wurde. Besser kann man den Konsumenten nicht informieren. Jetzt aber kommt der Blubber in die Gläser um seiner Bestimmung zugeführt zu werden.

Wie ein kleiner roter Vulkan

In funkelndem rubinrot steht der rote Sprudel im Glas, oben eine ultrafeine Perlage die Aktivität ankündigt. Es riecht rot, es riecht nach Blaufränkisch und vor allem schicken die Perlen eine lebendige Frische das Riechorgan hoch. Man riecht Himbeeren die sich in einer kräftigen Erdwürze suhlen, es prickelt in der Nase und nach und nach wird es immer würziger, immer rotbrauner vom Gefühl her und auch erdiger. Völlig ungewohnt die Kombination mit den puslierenden Blasen die für soviel Frische und Spritzigkeit sorgen. Es riecht fremd und doch kennt man diesen Duft, nur halt in ‘stiller’ Form. Das hier gleicht einem kleinen Vulkan der frisch und fröhlich vor sich hin blubbert.

Irritierend, mystisch, dunkel

Herbst. Das Erste was mir zu diesem Blubber einfällt. So pulsierend der Blaufränkischsekt in den Mund kommt, so erdig-würzig lässt er sich augenblicklich auf der Zunge nieder. Es fühlt sich an als würden die Blasen direkt aus dem ganzen braunen Geröll hervor strömen und sich ausbreiten. Kennt man sowas? Ich weiss nicht. Es ist beeindruckend, anders, irritierend, mystisch, dunkel. Es ist wie ein Spaziergang im herbstlich verregneten Wald. Man riecht und schmeckt förmlich den Waldboden, die dunkelschwarzen Brombeeren und das feuchte Laub. Und alles blubbert vor sich hin und fühlt sich voller Leben an. Am Gaumen herb, erdig, würzig, ein leichter Bitterton der ungemein animierend wirkt. Im Abgang meint man den Wald zu trinken und staunt wie trocken trocken sein kann.

Ein Sprudel für den Physikprofessor

Während man darüber nachdenkt was man hier eigentlich geniesst, geht der Blaufränkischsekt auf, wird fast rotbeerig und lässt einen Hauch von Frucht erahnen. Um augenblicklich umzudrehen und die Zunge mit seiner äusserst feinen Perlage zu massieren, was sie willig mit sich geschehen lässt. Der Sprudel lässt einen nicht mehr los, man will ihn spüren, mehr von ihm schmecken, weil er so anders, so ‘waldig’ ist. Als hätte man einfach Kohlensäure in den Forst geblasen. Am Gaumen trocknet der Tropfen auf wie ein Dyson-Staubsauger die Wohnung säubert, die Herbheit die drauf haften bleibt ist sogar etwas fruchtig und der Kalk den man im Abgang schluckt hat ebenfalls das Zeug zum totalen Suchtstoff.

Wen das erste Glas verwirrt und das zweite ‘angefixt’ hat, der stellt beim dritten fest, dass es kein Entrinnen gibt. Der Blaufränkischsekt hat endgültig Besitz von einem ergriffen und wird, mit einer Zunahme von 2-3º und entsprechend Luft auf einmal zu einem richtig süffigen roten Sprudel. Dunkelblaufränkisch trifft es wohl am besten, rotwürzig, saftig-erdig und beeindruckend verführerisch. Diesen Sekt muss man sich ‘erarbeiten’, das ist kein banaler Partyblubber, sondern einer für echte Abenteurer und Entdecker. Ein Sprudel für den Physikprofessor. Schaumexperience der anderen Art. Ich will mehr davon. Jetzt und überhaupt und ausserdem. Wo ist der Becher?

Tipp: Wenn Sie ihm 30 Minuten Luft geben und ihn mit ca. 10º trinken erleben Sie eine grosse Überraschung. Der passt zum Grillbuffet genauso wie zur Wildsau oder zum Fasan. Ohne alles eine Sekterfahrung die man unbedingt machen sollte. Für etwaige Nebenwirkungen wird keine Haftung übernommen.

Verkostet wurde ein Blaufränkischsekt 2011 von Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Südburgenland, Österreich.

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