Corbières 2010 La Condamine

| 14. Januar 2013 Alles lesen

Von einem kleinen Familienweingut in der romantischen Region Corbières kommt der Wein den wir heute am Tisch der Wahrheit stehen haben. Dabei handelt es sich um eine Cuvée Tradition ‘Corbières’ 2010 vom kleinen Château La Condamine im Languedoc. Was Henri Baronet, der 1994 das familieneigene Weingut übernommen hat dort produziert, sind Weine die sich vom Mainstream des Languedocs abheben, naturnah und ohne Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel angebaut werden und durch jahrelanges experimentieren zu aussergewöhnlich anderen Weinen des tiefen Süden Frankreichs geworden sind. Wir haben diese Cuvée aus Syrah, Grenache, Carignan und Mourvèdre aufgemacht und sind gespannt was da ins Glas kommt.

la condamine Auf der schlanken Bordeauxflasche klebt ein turmhohes, in gedecktem weiss gehaltenes Etikett. Elegant gestaltet zeigt es oben den Namen des Châteaus, den Jahrgang drunter und die stilisierte Abbildung eines Weinberges. Unterhalb in gold ‘Cuvée Tradition’ und Corbières in blauen Grossbuchstaben. Alles was von weiterer Wichtigkeit ist steht am unteren Ende dieses schicken Etiketts. Insgesamt ein nobler Auftritt der farblich aufs Wesentliche reduziert ist und deshalb umso mehr Eindruck macht.

Oliven & gespitzter Bleistift

Fast blickdicht, in tiefst dunklem dunkelrot präsentiert sich der Corbières im Glas. Fast schwarz steht der Wein darin und nur an den Rändern blitzen ganz dünne bläulich-violette Ränder auf. In die Nase strömt ein warmer Duft von satten roten Früchten, eine saftige Kräuterwürze dreht ihre Runden mit Oliven und Waldbeeren. Man riecht Brombeeren die in ihrem eigenen Saft stehen und überraschenderweise riecht es frisch und kühl im Glas, nicht fett oder gar heiss. Es dampft nicht aus dem Glas heraus, es fühlt sich zivilisiert an in der Nase. Dafür sorgt wohl diese feine Note frisch gespitzten Bleistiftes, welche kühl und mineralisch wirkt.

Frisch, kühl & elegant

So frisch und kühl der Corbières sich in der Nase präsentiert hat, genauso frisch und kühl läuft der Tropfen über die Zunge und den Gaumen. Es überrascht, dass dieser Wein mit einer Länge aufzeigt die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Er ist dicht und konzentriert und fühlt sich trotzdem äusserst fein und elegant im Mund an. Kein übermässiger Druck auf der Zunge, kein zuviel an Gewicht, vielmehr eine gewisse Leichtigkeit die man spürt. Es schmeckt ein wenig kräutrig, mehr würzig und die Fruchtaromen sind nicht schwer oder fett, sie zeigen sich verhalten, vornehm und harmonisch in die Textur des Weines eingebettet. Was die Gerbstoffqualität angeht zeigt sich der Corbières von seiner charmantesten Seite, indem er jene nur spärlich, fast schüchtern zeigt und auf den Gaumen los lässt.

100% Alltagstauglichkeit

Fast ist man geneigt den Corbières als weichgespült zu empfinden weil er so glatt geschliffen im Mund agiert. Da ist nichts was Druck macht, Zähne zeigt oder einen sonstwie fordert. Alles ist harmonisch, die Kräuter und Gewürze sowie die dunklen Fruchtaromen vertragen sich wie beste Freunde. Was dem Corbiéres jedoch diesen besonderen Touch verleiht ist seine mineralische, graphitbetonte Note. Diese macht ihn frisch, ein wenig anders und verleiht ihm diese kühle Eleganz. Mit zunehmender Luft wird der Tropfen saftiger, ein wenig fülliger im Mund, er bekommt mehr Struktur und Dichte und wird insgesamt charaktervoller. Auf der Zunge spürt man vorneweg den Saft und über den Gaumen streicht der Corbières ganz fein und sanft hinweg um in ein angenehmes, saftiges, aber auch frisches Finale überzugehen. Im Nachhall zeigt sich der Tropfen leicht herb, ein weing rauchig und mit einem fruchtigen Mundgefühl in welches sich jetzt auch ein wenig besser definierte Tannine integrieren.

Der Corbières ist, wenn man so will, ein eckenloser Alltagswein der einfach Spass macht und den man ungezwungen geniessen kann. Selbst seine 14% wirken dank seiner kühlen Frische schlank, so wie sich der Wein insgesamt im Mund anfühlt. Kein grosser Wein mit dem man ‘protzt, sondern ein einfacher, dafür aber umso besser gemachter Wein für jeden Tag. Um 7 Euro ebenso alltagstauglich wie fair bepreist und sein Geld allemal wert. Eindeutig eine Entdeckung abseits der von mir bevorzugten ‘Weinabteilung’ und deshalb umso berichtenswerter. Reueloser Genuss, unkompliziert und für jeden Anlass geeignet.

Tipp: Aufmachen, einschenken und geniessen. Um die 16º sind ideal, ein wenig wärmer geht auch noch. Passt gut zu allem Regionalen, zu kräftigen Fleischgerichten und zu gegrilltem Gemüse. Solo komplikationsloser, ungezwungener und frischer Trinkspass.

Verkostet wurde ein Corbieres 2010 La Condamine vom Château La Condamine in Paulhan, Frankreich. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Alexander Krossa von Les Vins Krossa, Frankreich.

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Kategorie: Verkostet