Königsberg 2012 Alte Weingärten
Der zweite Wein dieser Verkostungsrunde von Uwe Schiefer aus dem Burgenland kommt nicht wie gewohnt vom Eisenberg, sondern vom Königsberg bei Hannersdorf. Hier dominiert nicht Schiefer und Eisen, hier hat der Kalk das Sagen. Noch dazu stammt der Blaufränkisch “k” Alte Weingärten Königsberg 2012, so der korrekte und vollständige Name, wie daraus ersichtlich, von alten Rebstöcken. Im grossen Holzfass ist der Königsberg gereift und wie gewohnt unfiltriert abgefüllt worden. Heute steht er am Tisch der Wahrheit und es wird spannend zu erforschen, wie sehr sich dieser Wein vom Schiefer’schen ‘Hausberg’ von den ‘Eisenbergern’ unterscheiden wird.
Auf der wuchtigen Burgunderflasche klebt das vertraute Etikett mit der so vielfältig interpretierbaren Grafik. In diesem Fall auf weissem Untergrund in dunkelrot, schon ins violett abdriftend. Laut Uwe Schiefers Auskunft soll jeder frei entscheiden können was er sich darunter vorstellt, der Grundgedanke war jedoch eine Zunge mit ihren Verfärbungsgraden darzustellen. Unterhalb der Grafik in dicker fetter Schrift in Kleinbuchstaben schiefer und am unteren Rand blaufränkisch “k” alte weingärten in schwarz und königsberg 2012 in rot. Rechts aussen, im gänzlich schwarzen Teil des Etiketts wieder alles was sonst noch angeführt sein muss und fertig ist das Kunstwerk. In einem Stück gedruckt und aufgebracht spart man so ein zweites Stück Papier und auch einen Arbeitsdurchgang. Clever. Um dem Königsberg Alte Weingärten entsprechend die Möglichkeit zu geben sich in seiner ganzen Pracht zu zeigen, darf er sich für eine Stunde in der grossen Karaffe akklimatisieren.
Leise, mild und herbstlich
Dunkles Granatrot steht klar im Glas. Violette Reflexe blitzen auf. Überraschend leise ist es in der Nase. Zart würzig strömen dunkelrote Beerenaromen die Nasenflügel hoch. Etwas Milchschokolade lässt den Duft weich erscheinen, hüllt die Würze praktisch sanft ein. Wilde Himbeeren vermengen sich mit Brombeeren und leicht feuchtem Laub. Es riecht herbstlich, wohltuend, angenehm und frisch. Vollkommen anders als man es von den Eisenberg-Weinen kennt. Der Königsberg bevorzugt noch leisere Töne und Nunancen um nur ja nicht niemals laut zu werden. Sozusagen ein Aromen-Flüsterer.
Puls & Rasse
Schon der erste Schluck macht klar, dass hier ein völlig anderer Wein im Glas bzw. Mund ist. Man spürt den Unterschied augenblicklich auf der Zunge und ebenso am Gaumen. Auf der Zunge fliesst er mit einer guten Portion Salz ab, ist ungemein mineralisch und am Gaumen macht er Druck und hinterlässt auch jenen Film von Kalk, den man erwartet hat. Konzentriert steht er auf der Zunge, schlank ist er, dabei rassig und lebendig. Rote Beeren schmeckt man, eine lebhafte Säureader bahnt sich ihren Weg durch die Mitte und auf der Zungenspitze fühlt es sich kurz an als hätte man über eine Zitrone geleckt. Herrlich sanfte Gerbstoffe sorgen für Grip im Mund, der sich in einiger Zeit in purem Saft auflösen wird. Der Königsberg hat Puls und Rasse und diese zeigt er auch, vor allem auf der Zunge. Dazu ist er äusserst frisch und kühl im Mund, was ihn noch schlanker erscheinen lässt.
Rassig & elegant wie eine 59er Corvette
Salz und Säure verleihen dem Königsberg so viel Leben, dass man fast die doch recht fruchtige Charakteristik übersieht. Er ist nämlich durchaus fruchtig, begleitet von einer wunderbar weichen und eleganten Würzigkeit. Feiner Nebel im Mundraum, am Gaumen und im Abgang zeugen von seiner Herkunft, dem Kalk. Der Wein ist weich, trotz seiner Rassigkeit. Erfrischend kühl an den Lippen und auf der Zunge, ausgeprägt mineralisch und an den Rändern neckisch frech. Zitrustöne oder doch nur Steinsalz? Der Königsberg hat beschleunigten Puls bei niedrigem Blutdruck. So fühlt er sich an im Mund, so agiert er drin und so schindet er Eindruck. Ein schlanker Zeitgenosse, der wie ein professioneller Marathonläufer kein Gramm zuviel an den Rippen hat.
Wie erwartet haben sich die ultrafeinen Gerbstoffe immer mehr im Saft eingegraben und sorgen jetzt, nach vier Stunden an der Luft, für ein Konzentrat aus Erde, Frucht und Würze. Auch in der Nase steht der Königsberg jetzt voll auf ‘Herbst’. Nektar auf der Zunge, purer Saft, viel Boden, konzentrierte niedrige Erträge schreien förmlich ihre letzten Tropfen raus. Sehr oft werden solche Weine dick, breit und heiss, nicht hier. Der Königsberg bleibt schlank auf der Zunge, obwohl er die Kraft hat den Mund zu füllen. Bleibt kühl und frisch am Gaumen und zeigt trotzdem die volle Kraft die in ihm steckt. Wie eine 59er Corvette. Als Autos noch Kurven hatten und ihre Rasse elegant zur Schau stellen durften. Auf neudeutsch würde man wohl sagen “der Königsberg ist mehr als sexy, er ist einfach heiss”. In diesem Sinne eine ehrliche und ausdrückliche Kaufempfehlung für Freunde von Saft und Kraft mit frischem Idealgewicht.
Tipp: 60-90 Minuten Luftzufuhr gefallen ihm. Um die 18º sind ideal, nicht wärmer. Passt wunderbar zu Wild und Rind und macht auch zum BBQ ausgezeichnete Figur. Ohne feststoffliches Zubehör genossen ein grandioser Freudenspender.
Verkostet wurde ein Blaufränkisch “k” Alte Weingärten Königsberg 2012 von Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Südburgenland, Österreich.
Kategorie: Uwe Schiefer (A), Verkostet