Kollwentz ‘Eichkogel’ 2011

| 14. April 2015 Alles lesen

Von Andi Kollwentz aus Grösshöflein im Burgenland, den Peter Moser vom Falstaff-Magazin als “Zehnkämpfer unter den Winzern Österreichs” bezeichnet, kommt der Wein der heute am Tisch der Wahrheit steht. Von den lehmigen Böden am Eichkogel (180 bis 200 m Seehöhe) im Zentrum der Großhöfleiner Weinberge stammt die Cuvée aus 70% Blaufränkisch und 30% Zweigelt und genau so heisst sie auch; Eichkogel 2011. Für nicht alpin geschulte Weinfreunde: Als Kogel bezeichnet man im Burgenland einen kleinen Hügel, und davon gibt es im Burgenland mit seinem Leithagebirge genügend. In kleinen Eichenfässern wurde der Eichkogel 2011 ausgebaut und ohne Schönung und Filtration wurde er auch abgefüllt. Und jetzt wird untersucht wie sich die beiden Grosshöfleiner Leitrebsorten Zweigelt und Blaufränkisch im Glas vertragen.

Kollwentz Eichkogel 2011 Auf der braunen Bordeauxflasche klebt ein ziemlich hohes, in zartem beige gehaltenes Etikett. Im oberen Teil zeigt es eine Häuserfront die in Form von einfachen Strichen dargestellt ist. Offensichtlich soll diese Zeichnung die Fassade des Weinguts darstellen. Unterhalb das Logo, das einen sich an Rebstöcken festhaltenden Drachen über den Initialen AK zeigt. Der Drache ist auch Bestandteil des ursprünglichen Wappens der Winzerdynastie, dessen Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Kollwentz und der Jahrgang 2011 in schwarz und einfacher Typo sowie Eichkogel in gold dazwischen komplettieren das einfache, aber durchaus einprägsame Etikett. Am ebenso hohen Rückenetikett erfährt man alles über den Eichkogel, das Klima und die Böden, den Ausbau und auch über die Zusammensetzung der Cuvée. Bevor der Eichkogel 2011 aber angetrunken wird kommt er für eine Stunde in die Karaffe. Andi Kollwentz selbst empfiehlt ‘jüngere’ Jahrgänge zu karaffieren und deshalb halte ich mich auch daran.

Grüne Blätter & Frische Weichsel

In tiefdunklem Rubinrot dümpelt der Eichkogel im Glas vor sich hin. Die Nasenflügel zieht ein leicht grünblättriger Duft hoch. Saftige Brombeeraromen begleiten das Laubwerk, helles Leder zieht vorbei, bestrichen mit frischer säuerlicher Weichselfrucht. Es ist durchaus würzig in der Nase, ganz feine Röstaromen tauchen auf, auch trockene Erde und ein paar grüne Zweige sind dabei. Auch wenn der Anteil von Zweigelt nur ein Drittel ausmacht ist doch er der Kommandoführer was den Duft angeht. Mehr Weichsel als Würze, mehr grün als braun, mehr blättrig als erdig. Erfrischend, allemal.

Von Polka und von Schotterwerken

Eine Stunde in der Karaffe ist zuwenig, definitiv. Auch wenn die Gerbstoffe fein und samtig sind, so rieselt es in der Futterluke wie in einem Schotterwerk. Lustig, aber doch recht heftig. Auf der Zunge tanzt die frische Säure Polka, lebhaft, übermütig und äusserst animierend. Rote Beeren bis zum Anschlag, Weichseln und auch feines Leder mischen mit, lassen den Eichkogel ungemein saftig und frisch erscheinen. Es hat Würze, keine Frage, aber das Kommando hat auch geschmacklich der Zweigelt übernommen. Frisches grünes Laub gepaart mit saftiger Weichsel und einer pulsierenden Säure sorgen für beeindruckende Frische im Mund. Über die Zunge fliesst der Tropfen leicht hinweg und am Gaumen macht er Druck. Es schmeckt fast violett, mit einem Schuss von knallrot. Der Wein wirkt frech, fühlt sich leichtgestrickt an und hat doch 13,5 PS unter der Haube, die man jedoch so gut wie gar nicht spürt.

Neckisch, unbeschwert & eindrucksvoll

Nach zwei Stunden Sauerstoffaufnahme fühlt sich der Eichkogel schon viel besser an. Jetzt steht er mit erheblich mehr Saft auf der Zunge, die Gerbstoffe sind nach wie vor sehr präsent, doch wesentlich feiner geworden. Jetzt spürt man mehr die Textur des Weines, fühlt wie er kräftig und druckvoll agiert. Brombeeren tauchen auf, Röstaromen und eine rauchige Würze komplettieren den Trinkspass. Höchst erfrischend ist die ausgeprägt lebhafte Säure die dem ganzen Spiel im Mund eine wunderbare Frische und Leichtigkeit verleiht. Der Tropfen tänzelt auf der Zunge, pelzt ein ganz klein wenig hinter den Lippen (was durchaus charmant ist) und pinselt den Gaumen mit erdiger Würze ein. Im Abgang frisch, rotbeerig und lang. Er vermittelt Leichtigkeit, obwohl er richtig Kraft hat. Er wirkt schlank, obwohl er doch die Muskeln spielen lässt. Der Eichkogel gehört für mch zu jenen Rotweinen, die man besser 2º kühler als empfohlen geniesst. Das unterstreicht seine Frische und Lebenslust enorm.

Drei Stunden sind verstrichen und der Eichkogel entblättert sich immer mehr. Auf der Zunge saftig, rotbeerig und frisch wie ein Gebirgsbach. Am Gaumen zart ledrig, versamtet mit feinsten Tanninen und einer zwischenzeitlich ausgeprägten Erdwürze. Sogar Kastanien tauchen auf, ultrafeines Holz zieht vorbei, alles wirkt erwachsener. Der Eichkogel hat ‘Betriebstemperatur’ erreicht und zeigt sich jetzt als doch recht gehaltvoller wie auch kerniger Wein. Nach wie vor schwingt aber die Weichselfrucht das Zepter, verweigert ihre Blätter abzugeben und sorgt mit dieser eleganten grünen Note für jene Frische, die man als neckisch wie auch unbeschwert empfindet. Andi Kollwentz hat es schon gesagt: “Jüngere Jahrgänge sollten wenige Stunden vor dem Genuss geöffnet oder dekantiert werden.” Und damit hat er zu 100% recht. Ich geb’ dem Tropfen jetzt noch einmal ein paar Stunden und freue mich auf das, was dann am Abend aus der Flasche kommt. 24 Euro kostet das Vergnügen und sorgt locker für die nächsten zehn Jahre für allergrössten Trinkspass.

Tipp: 2-3 Stunden Luft sind ideal. Vier noch besser. Mit 16-max. 18º geniessen. Passt zu kräftigen Fleischspeisen wie Lamm, Steak und Wild. Geht auch perfekt zu rustikalen Pastagerichten. Beeindruckt als Solist mit wunderbarer Frische und Lebendigkeit.

Verkostet wurde ein Eichkogel 2011 vom Weingut Kollwentz aus Grösshöflein, Burgenland, Österreich. Bezugsquelle: rotWEISSrot, München.

Stichwörter: , , , , , ,

Kategorie: rotWEISSrot (D), Verkostet