Pinot Noir “Schweigen” 2014

| 28. Juni 2019 Alles lesen

Schweigen PN Becker 2014 Einer geologischen Katastrophe ist es zu verdanken, dass der grosse Rheingraben in seiner heutigen Form existiert. Sie hat durch ihren Einbruch die Bergbuckel des Pfälzerwaldes nach oben befördert und zusammen mit anderen tief liegenden Gesteinsschichten, die Grundlagen für die Rebstöcke des Weinguts Friedrich Becker in Schweigen in der Pfalz gebildet. Gemeinsam machen dort Senior und Junior Fritz jene Weine, die in Deutschland wohl jedem Weinfreund bekannt sind. Einen dieser Weine, habe ich heute hier am Tisch der Wahrheit stehen, und der heisst wie der Ort aus dem er stammt; Schweigen. Ein Pinot Noir aus dem Jahr 2014, der 17 Monate in Eichenholzfässern aus deutscher und französischer Eiche verbracht hat. Die Reben für diesen Wein stehen auf deutschem wie auf Elsässer Boden und sind zwischen 25 und 50 Jahre alt. Abgefüllt wurde ohne Filtration und Schönung, und ob der Wein auch zum Schweigen animiert, dem wird jetzt auf den Grund gegangen.

Alles nur nicht schweigsam

In leuchtendem rubinrot dreht der Tropfen seine Runden im Glas. Die Nasenflügel strömt ein wunderbarer Duft nach roten Beeren und reifen Kirschen hoch. Unterfüttert mit einer sehr dezenten Tabakwürze fühlt sich der Schweigen äusserst elegant im Riechorgan an. Frisch ist der Kerl in der Nase, fruchtig ebenso, und irgendwo ganz tief versteckt, macht sich ein kleines Minzeblatt bemerkbar. Von “schweigen” kann hier also keine Rede sein, hat der gute Tropfen nämlich einiges zu erzählen.

Pure Eleganz und Frische

Wie elegant und fein ist das denn bitte? Und wie erfrischend noch dazu! Angeführt von knallroten reifen Kirschen tanzen diesen ein paar Brombeeren auf der Zunge hinterher. Vom Gaumen rieseln feinstkörnige Tannine ab, rollen förmlich über die Zunge und lassen einen vor Verzückung jauchzen. Der Schweigen “lebt” im Mund, er tanzt, er vibriert, er pocht mit einem Säurepuls der gern als flott bezeichnet werden darf. Zitrusnoten mischen sich hinzu und bringen richtig Leben in die Bude. Fast schwerelos fühlt sich der Tropfen an, ist unbekümmert und macht einfach riesengrossen Spass. Pinot Noir, der genauso gut aus dem Burgund sein könnte.

Pinot Noir vom Feinsten

Eines kann man diesem Pinot Noir nicht absprechen; eine unbändige Lebenslust, eine Frische und eine vollkommen unbekümmerte Verspieltheit. Ein echter Frechdachs ist der Schweigen. Er tänzelt auf der Zunge, neckt sie, fliesst mit einem Tempo durch die Luke das flotter nicht sein könnte. Immer vorne weg die roten reifen Kirschen, die das totale Kommando in der Zentrale haben. Das Gerbstoffkleid wird immer feiner mit der Zeit, immer seidiger und kühler. Hinter den Lippen feinste Haftung, selbiges am Gaumen. Der Abgang fruchtig rot und leicht tabakig. Leichtgewirkt ist die Struktur des Schweigen, der Grip ist irgendwie gekommen um zu bleiben. Lange wirkt der Wein noch nach und man freut sich auf den nächsten Schluck von diesem äusserst eleganten Tropfen.

Die Frage die sich nach diesem Wein stellt lautet: “Wenn das NUR ein Ortswein ist, was bitte geht dann erst bei den Grossen Gewächsen von den Beckers ab?” Wenn dieser Tropfen schon dermassen fein und elegant ist, tut man sich mit Steigerungen wahrlich schwer. Der Schweigen ist definitiv ein Traum von einem Pinot Noir. Schlank, finessenreich, charmant, saftig, griffig, kühl und frisch. Mehr kann man sich nicht wünschen. Auch was den Preis betrifft darf man sich freuen. Mehr Spätburgunder um 21 Euro zu bekommen ist schwer möglich. Dass der Schweigen dann auch ein tolles Lagerpotential von zehn und mehr Jahren hat, dürfte sich auf eine Kaufentscheidung bestenfalls positiv auswirken. Grosses Pinot-Kino aus der Pfalz.

Tipp: Kann direkt ins Glas und macht an der Luft immer mehr auf. Im Sommer mit frischen 14-16º, in der kalten Jahreszeit um die 17-18º geniessen. Klassiker zu Wild und Federvieh, aber auch zum Steak ein echter Überflieger.

Verkostet wurde ein Pinot Noir “Schweigen” 2014 vom Weingut Friedrich Becker aus Schweigen in der Pfalz, Deutschland. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard (D), Verkostet