Sauvignon Blanc vom Opok 2010
Vom biologisch-dynamischen und Demeter® zertifizierten Weingut Tauss aus Leutschach in der Steiermark kommt der Wein der heute am Tisch der Wahrheit steht. Ein Sauvignon Blanc vom Opok 2010. Wie der Name bereits sagt, stammt der Wein von kalkhaltigen sandigen Lehmen – dem Opok (Kalkmergel). Nach der Handlese wurde der Sauvignon Blanc spontan in kleinen, gebrauchten Holzfässern vergoren und gelagert und im September 2011 abgefüllt. Wir öffnen diesen ‘Naturwein’ heute und werden ihn über den Tag hinweg eingehend verkosten, um ihn ihn seiner ganzen Bandbreite zu erleben.
Entgegen dem üblichen Design der Etiketten klebt auf dieser Flasche ein gänzlich weisses, das in seiner Art ‘moderner’, frischer, kühler und eleganter als die anderen wirkt. Oben das Logo, statt im roten Kasten mit dem gelben Punkt, frei schwebend und in braun, hochgeprägt um es auch fühlen zu können. Darunter wieder die bekannte Landschaft, etwas modifiziert und im Stil einer Bleistiftskizze aufgedruckt. Sauvignon Blanc Opok in Kapitalen unterhalb. Ein durchaus reduziertes, vornehm erscheinendes Etikett. Am hinteren Stück Papier gibt es wie üblich ein paar generelle Informationen über den Wein sowie den Hinweis auf die demeter-Zertifizierung und das Steirerland. Damit sich der Tropfen, der im Grunde noch ein ‘junger Hüpfer’ ist, ein wenig auf seinen Auftritt vorbereiten kann, kommt er in die Karaffe und darf dort für zwei Stunden Atemübungen machen.
Reifer Apfel in der Seifenwolke
Aus dem Kelch leuchtet es strahlend und tief Gelbgold heraus. Glasklar steht der Wein im Becher. Was die Nasenflügel hochströmt riecht nach allem, nur nicht nach Sauvignon Blanc. Da ist nichts von den typisch grünpikanten Aromen, Kräutern und sonstigen Mitspielern. Es riecht nach Apfel und Tee, nach Heu und, sö blöd sich das auch anhören mag, ein wenig nach Seife! Krass, ich weiss, aber irgendwie wirkt der Duft wie auf einer Seifenwolke schwebend. Sogar Nussaromen treiben ihr Unswesen in diesem merkwürdigen und aussergewöhnlich ungewöhnlichen Bukett. So als würde man zwischen Chardonnay und Sauvignon Blanc sitzen und von beiden Seiten angeblasen werden. Am Ende tropft einem dann wieder der weiche reife Apfel entgegen und bettelt regelrecht um ein wenig mehr Aufmerksamkeit.
Es riecht grün & sauersaftig
Wie nicht anders erwartet nimmt man auch beim Sauvignon Opok im Mund einen vollkommen anderen Wein wahr als man es in der Nase getan hat. Was man sofort spürt ist seine ausgeprägte Mineralik mit der er sich auf der Zunge ausbreitet. Als würde er den Teppich für das bevorstehende Picknick auf ihr ausrollen. Furztrocken ist er, der Wein, mit einer recht lebhaften Säure kommt er daher und was Aromen angeht schmeckt man am ehesten junge, nicht ganz reife Marillen, ein paar planlos herum irrende grüne Kräuter die noch nicht so recht wissen wo sie hin sollen und so für ein lustig grünes Mundgefühl sorgen. Alles wirkt frisch, animierend, ‘sauersaftig’ und hinterlässt am Gaumen einen wunderbar feinkalkigen Film bevor es sich höchst pikant den Schlund ‘hinunterstürzt’. Zurück bleibt eine frech ‘zitrussäurefruchtig’ eingenebelte Zunge die sich fragt was da gerade los war. Schmeckt man dem Wein nach spürt man dieses kalkige Gefühl, fein wie Flugsand. Und man spürt wie sich erst jetzt eine ausgeprägte Kräutrigkeit bemerkbar macht. Man staunt wie der Wein wenn er bereits gar nicht mehr da ist auf der Zunge und am Gaumen nachwirkt. Spannend, absolut spannend.
Knackig, weich und sehr pikant
Ein paar Stunden später ist der Duft zwar leiser, dafür aber ausgeprägter und gleichzeitig harmonischer geworden. Es ist sogar irgendwie ‘gemüsiger’ geworden. Interessante Veränderung. Im Mund fühlt sich der Sauvignon jetzt viel kalkiger an, viel ‘wolkiger’. Die zuerst relativ forsch auftretende Säure hat sich fester mit der Mineralik verbunden, ist ruhiger geworden und sorgt dadurch auf der Zunge für ein weicheres, harmonischeres Mundgefühl. Erst im Abgang nimmt man sie wieder verstärkt wahr und merkt wie pikant der Wein tatsächlich ist. Was diesem Sauvignon abgeht ist die typisch feine herbe Opoknote die sonst über den Gaumen zieht und für einen ebenso feinst herben Nachhall sorgt. Hier dominiert eindeutig eine mit frischer Säure vereinte Kräutrigkeit. Auch die Apfelaromen sind intensiver geworden, weg von reif und weich hin zu frisch und knackig. Es scheint als würde sich der Wein in seiner Frucht zurück zum Ursprung entwickeln und was den Boden angeht, sich weiter in die Tiefen des Opoks hinein graben. Er verschiebt die ‘Frucht- und Bodenregler’ quasi in entgegengesetzter Richtung. Dabei ist er aber trotz zupackenderer Säure auch gleichzeitig weicher im Mundgefühl geworden. Auf der Zunge Biss und Saft und am Gaumen eine pikante Kräuternote die sich in feinem Nebel auflöst. Übrig bleibt nach wie vor ein langer, intensiver Nachhall der nicht so rasch verschwindet und einen noch lange der ‘Kernigkeit’ des Weines hinterher fühlen lässt.
Zusammengefasst würde ich sagen, dass der Wein am besten ‘schmeckt’ wenn er zuvor einen Tag in der Karaffe verbracht hat. Dann ist er weich, rund, mild und äusserst harmonisch. Am ersten Tag geht noch etwas sein Temperament mit ihm durch, da will er alles was er kann auf einmal zeigen. Luft bringt ihn ‘runter’ und lässt ihn vollkommen entspannt werden.
Tipp: Erleben sie den Wein am ersten Tag in all seiner überbordenden Art und geniessen sie ihn am zweiten als wunderbar wohltuenden, in sich ruhenden Seelenbalsam. Ein Wein mit zwei Charakteren wenn sie ihm die Zeit geben diese zu zeigen.
Verkostet wurde ein Sauvignon Blanc OPOK 2010 vom Biologisch-dynamischen und Demeter-zertifizierten Weingut Tauss aus Leutschach/Steiermark, Österreich. Das Weingut Tauss ist Mitglied der Wertegemeinschaft Schmecke das Leben. Bezugsquelle: Bio Wein Online Ramsau/Steiermark, Österreich.
Kategorie: Bio Wein Online (A), Verkostet