Epesses Grand Cru 2012 Lavaux

| 23. Februar 2014 Alles lesen

Der dritte Chasselas den wir aus der Collection Chandra Kurt by Bolle heute verkosten ist ebenfalls ein Granc Cru, kommt aus Lavaux im Waadtland (Vaud) und hört auf den Namen Epesses. Die Rebstöcke des Epesses 2012 sind in der Regel um die 20 Jahre alt und stehen auf Steilhängen, welche mit tonhaltigen Molasseböden durchsetzt sind. Zehn Monate wird der Epesses im Holzfass auf der Feinhefe ausgebaut und vor seiner Abfüllung leicht filtriert. Waren die ersten beiden Weine dieser Kollektion schon eine Freude, so ist jene auf diesen hier wieder entsprechend gross.

Epesses01 Wie alle bisherigen Flaschen aus der Kollektion ist auch diese mit dem Etikett aus der Serie ‘La Grande Année Vigneronne’ von Paul Boesch beklebt. Es zeigt Menschen an einem Tisch sitzend, in Erwartung des Weins der ihnen von einer Frau serviert wird. Im Hintergrund die Hügel und Berge. In Österreich würde man sagen sie sitzen beim ‘Heurigen’, in Deutschland in einer ‘Buschenschank’. Wie heissen solche Orte eigentlich in der Schweiz? Das ist zu klären. Rechts oben die Nummer 03 in grün und in der Mitte wieder der Name in dicker fetter Typo eingedruckt. EPESSES in diesem Fall. Darunter Jahrgang und ein paar weitere Informationen.

Am Rückenetikett auch hier wieder eine illustrierte Karte aufgebracht, mit der Lage der Region, vor allem von Lavaux. Wie gehabt Informationen zur Rebsorte sowie die üblichen kurzen sensorischen Bemerkungen. Auch der Epesses darf für eine halbe Stunde Stadtluft schnuppern und kommt dazu in die Karaffe.

Betörend duftig und sehr lebhaft

In relativ blassem strohgelb dreht der Epesses seine Runden im Glas. Silbrig weisser Schimmer ergänzt sein Farbenspiel. In die Nase hüpfen einem sofort frische Apfelnoten, Zitrusaromen, Litschis und weisse Pfirsiche. Es duftet betörend, lebhaft, keck und lässt auf der Stelle regen Speichefluss im Mund einsetzen. Es riecht sogar ein wenig pfeffrig, wie frischer österreichischer Grüner Veltliner. Der Epesses ist lebhaft in der Nase und mit etwas Luft treten auch weisse Blütenaromen hervor die alles relativ weich machen. Ein sehr feminines Dufterlebnis.

Mineralisch, blumig, butterweich

Sehr weich und ebenso mild kommt der Epesses auf die Zunge. Von frecher Zitrusfrucht und grünen Äpfeln ist nur mehr wenig übrig. Es fühlt sich weiss und blumig an im Mund, fast ein wenig mollig. Erst nach und nach kommen die Fruchtaromen wieder etwas mehr zum Vorschein, der erste Eindruck jedoch ist weissblütig. Es fühlt sich knochentrocken auf der Zunge an, so gut wie keine Säure scheint in diesem Wein zu schlummern. Es schmeckt herb, steinig, ein wenig lehmig. Butterweich lullt der Epesses die Zunge ein und über den Gaumen zieht er mit leichten Apfelnoten hinweg. Im Abgang zeigt er sich von seiner mineralischen Seite und was bleibt ist ein ebenso steiniger wie auch blumiger Nachgeschmack. Der Epesses ist vielschichtig und will erforscht werden.

Komplex & Appetit anregend

Erstaunlich blumig ist der Epesses auf der Zunge wie auch am Gaumen. Diese Blütenaromatik überstrahlt alles was an Frucht vorhanden ist. Zusätzlich macht ihn die lehmig-steinge Mineralik richtig herb im Mundgefühl. Was man im Mund spürt und schmeckt ist das krasse Gegenteil von dem was man gerochen hat. Da ist nichts gelb oder grün im Geschmack, das ist eindeutig weiss. Das einzig verbliebene Fruchtaroma, weisser Pfirsich, lässt sich nur erahnen, alles wird von blumigen Noten getragen. Wer Säure sucht muss ganz tief graben und wird doch nicht fündig. Auch was die Trockenheit angeht nimmt es der Epesses locker mit jener die in einem Staubbeutel herrscht auf.

Herb und mineralisch regt der der Epesses unweigerlich den Appetit an, fordert quasi nach feststofflicher Begleitung. Er ist ein eleganter Wein, der nicht unbedingt allein genossen werden will. Er ist komplex, wirkt ein wenig introvertiert. Was ihn umso interessanter macht. Mild und weich im Gefühl, blumig-steinig im Geschmack und ebenso im Nachhall, lässt einen der Tropfen nur nach und nach an sich heran und offenbart sich nur sehr langsam. Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern ist er der ‘leiseste’ und ebenso verhaltenste. Umso mehr zeichnet ihn gerade diese ‘Introvertiertheit’ aus und weckt den Abenteuergeist in einem. Chasselas zum Zuhören.

Tipp: Am besten bei 8-10º geniessen. Ideal zu Käsegerichten, Süsswasserfisch und frischer Gemüseküche. Als Alleinunterhalter ein stiller Begleiter.

Verkostet wurde ein Epesses 2012 Grand Cru aus der Collection Chandra Kurt by Bolle. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein via Bolle & Cie. in Morges am Genfersee in der Schweiz.

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Kategorie: Chandra Kurt (CH), Verkostet