Turmberg 2015 Riesling Erste Lage

| 27. September 2016 Alles lesen

turmberg-2015 Wehmütig geht es in die leider bereits letzte Verkostungsrunde mit den Weinen vom Weingut Robert Weil aus Kiedrich im Rheingau. Vier wunderbare Tropfen hatte ich bereits genossen, heute ist der vorletzte mit dem weltberühmten tiffanyblauen Etikett beklebten Kandidat an der Reihe; der Riesling Turmberg 2015 Erste Lage. Wie bereits aus den vorangegangenen Berichten bekannt, ist der Turmberg, neben dem Gräfenberg und dem Klosterberg, die dritte “Berglage” des Weinguts, auf welcher die Rebstöcke auf steinigen Böden mit Steigungen von bis zu 60% stehen. Alle andere als Zuckerschlecken dort seine Arbeit zu verrichten. Heute steht der Turmberg 2015 also hier am Tisch der Wahrheit um zu zeigen, was er bereits in seiner Jugend anzubieten hat. Ich bin gespannt, vor allem deshalb, weil ich von jenen Weinen die ich von Robert Weil bis jetzt verkostet habe, ausnahmslos beeindruckt war. Auf geht´s also in die letzte Runde. Mit einem echten Meisterstück. Mal schauen wie das schmeckt.

Phänomenal exotisch

In leuchtendem strohgelb dreht der Turmberg im Glas die Runde. Der Duft, ein exotischer Traum. Maracuja dümpelt rum im Becher, Stachelbeeren und auch Mandarinen zeigen sich. Die Nase tief im Glas, dampft ihr eine saftige wie auch ausgesprochen mineralische Wolke entgegen. Leicht rauchig, nasser Schiefer und eine Scheibe weisser Pfirsich komplettieren dieses aussergewöhnliche Bukett. Limetten tauchen auf, sogar eine Banane hat sich verirrt und torkelt verloren im Hintergrund herum. Ich will mich totriechen an dem Ding. Das ist phänomenal betörend und verführerisch.

Bananigschiefersalzig

Zuerst verwirrt und dann verzückt. Weil der Turmberg, kaum dass er in den Mund kommt, am hinteren Gaumen eine Ladung Salz ablädt und dann erst vorne damit anfängt sich zu zeigen. Mit feiner Limette, mit Stachelbeere und mit einem Stück Banane. Wie geht das, dass man einen Wein zuerst hinten und danach erst vorne schmeckt und spürt? Es ist schlichtweg grandios. Die Zunge rollt sich, der Gaumen öffnet sich und alle wollen nur von diesem Tropfen eingenommen werden. Weich, fast cremig steht der Turmberg auf der Zunge, fliesst an ihren Rändern herrlich steinig ab und löst am Gaumen wahre Lustgefühle aus. Da weht ein Hauch von Zitrusfrucht vorbei, das Säurespiel ist eindrucksvoll lebendig und der Abgang irgendwie bananigschiefersalzig. Traumhaft!

Der macht grosse Karriere

Immer faszinierender wird der Turmberg wenn er mit Luft in Kontakt kommt. Plötzlich zeigt er feine Kräutertöne, entwickelt Grip im Mund und lässt ein wenig Gerbstoff spüren. Eine zarte Hefenote hebt die Hand und macht drauf aufmerksam, dass sie vielleicht für diese Cremigkeit zuständig ist. Die Zunge spürt wie sich ein ultrafeiner Film auf ihr ausbreitet, wie es auf einmal weiss auf ihr und ebenso am Gaumen wird. Das dominant Exotische rückt etwas in den Hintergrund, die Säure drängt nach vorne, die Limette nimmt das Zepter in die Hand und alles wird erheblich mineralischer und klarer. Der Wein speckt ab, wird fein und höchst lebendig, was dieser salzig angehauchten Schiefermineralik zu verdanken ist. Der Stein im Wein ist wie so oft das Salz in der Suppe. Ich glaub das lasse ich mir schützen. Oder so.

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der Turmberg 2015 der totale Jungspund ist, dass seine Karriere erst beginnt und er sicher eine lange wie auch wunderschöne vor sich hat. Was er heute schon eindrucksvoll zeigt ist eine ausgeprägte Mineralik, fester Biss und feine Haftung. Eine klare Fruchtigkeit und Nachhaltigkeit. Er macht grossen Spass im Mund, er hüllt die Zunge cremig-fruchtig ein und überzieht sie dann mit weissem Schieferstaub. Was er mit dem Gaumen übrigens genauso macht. Ich fülle ihn jetzt in die Karaffe und lasse ihn bis am Abend offen stehen. Dann habe ich garantiert einen völlig anderen Wein im Glas. Wenn der in seiner Griffigkeit so zulegt wie in den letzten beiden Stunden, dann werde ich mich am Abend hoffnungslos verirren und die Flasche bis auf den letzten Tropfen leeren. Was jetzt schon schwer genug ist die Finger davon zu lassen, weil er gar so animierend köstlich ist.

Tipp: Eine bis zwei Stunden in die Karaffe damit. Mit 8-10º zum Backhendl, zur Forelle, zum Schnitzel oder auch zum Zander. Oder trinken Sie ihn einfach so, da macht er auch ganz grossen Spass und verdunstet wie von selbst.

Verkostet wurde ein Riesling Turmberg 2015 Erste Lage vom Weingut Robert Weil aus Kiedrich im Rheingau, Deutschland.

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Kategorie: Robert Weil (D), Verkostet