Bardolino ‘Chiaretto’ 2010

| 31. August 2011 Alles lesen

Der zweite Wein dieser Verkostungsrunde war ein Bardolino ‘Chiaretto’ Jahrgang 2010 vom Winzer Gianni Piccoli und seiner ‘Azienda Corte Gardoni‘ in Valeggio sul Mincio. Gianni Piccoli zählt zu den besten und seriösesten Winzern am wunderschönen Gardasee. All jenen die glauben, dass es sich dabei um einen typischen Billig-Rosé handelt sei gesagt, dem ist nicht so.

Ganz nebenbei sei erwähnt, dass Chiaretto 1967 der erste Wein Italiens war der das DOC-Statut erhielt. Seitdem ist sicher viel Wein die Kehlen hinunter geflossen, an der Qualität dieses Chiarettos hat sich aber nichts geändert. Interessant ist auch der Umstand, dass dieser Rosé ‘per Gesetz’ ausschliesslich aus der Direktpressung der Trauben gewonnen werden muss. Ich muss zugeben, dass ich noch nie davon gehört habe, dass ein Gesetz derart tief in die Weinproduktion eingreift. Man lernt eben nie aus. Mit all dem neu gewonnen Wissen sollte dieser Chiaretto nun seiner endgültigen Bestimmung zugeführt werden.

Die Rosé-Cuvée aus 50% Corvina, 30% Rondinella und anderen autochthonen venezianischen roten Rebsorten leuchtet in blassem Rosa in der Bordeauxflasche. Ein grosses und ein kleines Etikett in weinrot teilen sich den Platz für Informationen. Das grosse ziert eine grafisch gestaltete Figur die andeutet die Sonne anzubeten (oder vor ihr kniet) und der Name des Weinguts. Ein frisches und kunstvolles Etikett. Am kleinen dann was in der Flasche drin ist. Durch die Teilung wird verhindert, dass das künstlerisch gestaltete Etikett ‘verschandelt’ wird.

Herb-fruchtig und prickelnd frisch

Im Glas eine wunderschöne Mischung aus lachs- und himbeerrosa. Sehr hell und sehr klar. Fast wie Muttis Himbeersaft aus frühen Tagen. Als mit dem Sirup noch gespart und das Wasser bestenfalls ein wenig eingefärbt wurde. Auch dieser Rosé prickelt sich erst einmal aus und deutet somit seine Frische unübersehbar an. Die Nase selbst ist eher zurückhaltend, nicht laut, aber sehr angenehm fruchtig. Sie wirkt spritzig, unterlegt von einer feinen Würze. Als herb-fruchtig würde ich sie bezeichnen. Und als ausdrucksstark.

Süffig, animierend und von edler Spritzigkeit

Im Mund dann der erste Gedanke: ‘Das ist kein Wein der lange lebt’. Im positiven Sinn gemeint. Eine aktive, frische Säure macht sich breit ohne dabei aggressiv zu wirken. Trotz der Frische ist sie nobel zurückhaltend, was sie sehr angenehm und sympathisch macht. Knochentrocken zeigt sich eine schöne Frucht, protzt aber nicht mit ihrer Anwesenheit. Leichtigkeit macht sich am Gaumen breit und ich will mehr von diesem ‘windigen’ Gesellen. Fast hat es den Anschein als spüre man den ‘Vento’ der am Gardasee beständig weht im Glas. Ein Riesen-Spass im Mund ist dieser ‘Chiaretto’.

Trotz seiner Fruchtigkeit bleibt als Nachhall eine leicht herbe Note am Gaumen haften. Ein äusserst ansprechendes Finish, das permanenten ‘Trinkbedarf’ auslöst. Definitiv kein Wein der einen Abend im Garten oder auf der Terrasse lange überlebt. Eher ist man geneigt eine zweite Flasche aufzumachen. Der Wein ist leicht, süffig, animierend und ein wahrer Hochgenuss. Gerade auch weil der Wein perfekt ausbalanciert ist und sich die Säure mit der Frucht absolut im Einklang befindet. Das einzige Problem ist, dass dieser höchst erfreuliche Tropfen während des Schreibens dieses Verkostungsberichtes im Glas zu verdampfen scheint. Aber wie sonst soll man all diese Eindrücke so authentisch wie möglich erfassen und gleichzeitig niederschreiben? Ich oute mich als Fan und will mehr von diesem Wein.

Pure Lebensfreude

Alles in allem ein äusserst geselliger Begleiter den man ohne jede Reue jederzeit geniessen kann. Aufmachen, einschenken und sich des Lebens freuen. 8,90 € sind kein Schnäppchen aber dieser ‘Chiaretto’ ist jeden inflationsgequälten Euro mehr als wert. Der einzige Wertverlust ist, dass am Ende die Flasche leer ist. Dafür hat man aber wieder einmal richtig das Leben genossen.

Tipp: Auf jeden Fall eine zweite Flasche einkühlen. Der Wein geht weg wie nichts.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: Bardolino ‘Chiaretto’
Winzer: Gianni Piccoli
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: 2013
Anbau: Naturnah
Ausbau: Edelstahltank
Dekantieren: Nein

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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