Capbern 2017
Château Calon Segur sagt wohl jedem etwas. Weniger bekannt hingegen dürfte (noch) das Château Capbern in Saint-Estèphe sein. Und doch gehören beide zusammen, ist nämlich zweiteres das Schwesternweingut von erstgenanntem. Bis 2012 gehörten beide Weingüter der Familie Gasqueton. Wohin die Reise unter der neuen Führung durch das französische Versicherungsunternehmen Survanir geht, wird sich erst weisen.
Sicher jedoch ist, dass man auf Capbern immer näher an die Qualitäten von Calon Segur herankommt, wie auch jener Wein, der heute am Tisch der Wahrheit steht, eindrucksvoll beweist. Der Capbern 2017 ist eine klassische Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, die Rebstöcke stehen dabei auf Sandböden mit Lehm- und Kalksteinunterfütterungen. Eine halbe Stunde darf der Tropfen sich an die Umgebungsluft anpassen, dann kommt er in das Glas um zu beweisen, dass er feinster Abstammung ist.
Saftig dunkle Würze
In tiefdunklem rot steht der Capbern im Glas und lässt feine violette Reflexe aufblitzen. Im Riechorgan macht sich augenblicklich eine äusserst edle Würze an ihr Werk. Unterstützt wird sie von reifer Kirschfrucht, dunklen Gewürzen und einer frechen Note von Cassis. Feinst zerriebene Kräuter sorgen für die Hintergrundmusik. Wenn es so saftig schmeckt wie es riecht, dann ist auf jeden Fall für beste Unterhaltung gesorgt.
Saftig, reif, harmonisch
So geht Spass im Mund. Richtig saftig rollt der Capbern die Zunge entlang, hüllt sie in reife Frucht und edle Würze ein und sorgt für allerfeinstes Trinkvergnügen. Kirschen satt, Johannisbeeren und eine kleine dicke Pflaume die im Off ihr Spiel treibt sind die Hauptdarsteller. Gekonnt, in schönster Harmonie, sorgen sie für eine beeindruckende Fruchtbespassung. Die Würze stellt den Unterbau um allem den richtigen Rahmen zu verleihen. Am Gaumen saftig, von feinstem Tannin gestreift, leichte Kräutertöne. Wunderschöner Wein mit einem traumhaften Mundgefühl.
Das pure Weinvergnügen
Immer stärker arbeiten sich mit der Zeit zarte Schokonoten durch, gefolgt von dunklen orientalischen gewürzen. Alles immer schön hinter reifen Kirschen und schwarzen Johannisbeeren. Die haben eindeutig das Kommando in der Luke und füllen saftig auch die letzte Pore aus. Schwer beeindruckend ist das Gerbstoffkleid, das fein wie Kaschmir sich am Gaumen anlegt. Ins Finale geht´s mit einer edle Würze und jeder Menge roter Frucht, um sich im Nachhall noch lange im Gedächtnis festzusetzen. Keine Ecken, keine Kanten, einfach allerfeinstes Weinvergnügen.
So “easy drinking” wie sich der Capbern präsentiert, so tiefgründig und komplex ist er auch. Sein Spiel von Frucht und Würze, von Eleganz gepaart mit Charakter und seine aussergewöhnliche Harmonie die er ausstrahlt, sind ohne Zweifel etwas Besonderes. Die leicht erdige Note die mit der Zeit hinzukommt, rundet das äusserst schmackhafte Weinerlebnis stimmig ab. Saftig-fruchtig, erdig-würzig, mit einem Bündchen getrockneter Kräuter und einer Rippe Schokolade, was für eine Komposition. Der Capbern mag kein grosser Wein sein, dafür hat er das Zeug zum Klassiker. Zu einem Wein, den man sich ohne lange nachzudenken in den Keller legt und einfach jedesmal aufs Neue grossen Spass mit ihm hat. Ein schicker Tropfen, einer der die Finesse im kleinen Finger hat und nichts als Freude verbreiten will. Nicht mehr und nicht weniger. So geht Weinvergnügen.
Tipp: Etwas Luft tut ihm ganz gut. Ideal mit frischen 16º zu trinken. Macht beste Figur zu einem schönen Stück Fleisch, zu Pasteten, zu Wild und vielem mehr. Als Solist ein fruchtig-saftiger Geselle.
Verkostet wurde ein Capbern 2017 vom Château Capbern aus Saint-Estèphe, Frankreich. Bezugsquelle: Kracher Fine Wine Shop, Illmitz.
Kategorie: Kracher (A), Verkostet