Crozes-Hermitage 2010

| 19. Oktober 2012 Alles lesen

Den Auftakt zu dieser ganz speziellen Verkostungsreihe der ‘Nord-Süd-Rhône-Verbindung’ führt das Beste aus beiden Regionen zusammen. In kleinsten Mengen werden hier Weine produziert (sogenannte ‘Boutique-Weine’), die hauptsächlich von der nördlichen Rhône stammen und für welche man die Keller der Familie Perrin nutzt. Der Crozes-Hermitage 2010 den wir von der Maison Nicolas Perrin heute am Tisch der Wahrheit stehen haben eröffnet somit diesen exklusiven Reigen rarer Weine. Crozes-Hermitage ist das grösste Weinbaugebiet im nördlichen Teil des französischen Rhônetals in dem hauptsächlich Rotwein produziert wird und dafür wieder ausschliesslich die Rebsorte Syrah zugelassen ist. Ergo handelt es sich beim Crozes-Hermitage 2010 um einen sortenreinen Syrah.

Abgefüllt in der Burgunderflasche zeigt der Crozes-Hermitage uns sein unaufgeregt weisses Etikett mit dem Logo der Maison Nicolas Perrin, einer schwarzen Windrose und dem in rot eingefassten Spruch ‘Axis Mundi’. Das Logo selbst ist umrankt von einem fein ziselierten Geflecht aus Linien und geometrischen Formen und am ‘Schild’ steigen zwei Pferde hoch. Darunter in zeitlos elegant geschwungener Typo Crozes-Hermitage und oben wie unten zwischen dünnen schwarzen Liniene der Jahrgang und Maison Nicolas Perrin eingefügt.

Ganz auf international getrimmt wird auf dem Rückenetikett in englisch kommuniziert. Man findet ein paar Angaben zur ‘Kooperation’ mit Perrin & Fils, etwas über Herkunft, Boden und ebenso ein paar sensorische Angaben zum Wein. Da der Tropfen jung ist wird er für eine Stunde in den Dekanter umgefüllt und wir sind gespannt, ob gemäss dem vielversprechenden ‘Axis Mundi’ im Logo, sich der Weinhimmel tatsächlich nur um diesen Tropfen drehen wird.

Fruchtgestütze Erdigkeit

Im Glas steht der Crozes-Hermitage ganz ‘dunkelfinster’ und beim Schwenken leuchtet er in intensivem Rubinrot aus selbigem heraus. Im Kern finster wie eine Bärenhöhle hellt er an den Rändern auf und glänzt dort mit klaren roten Reflexen. Das Bukett ist erdig, würzig, rauchig und wird von schwarzen Kirschen schwadroniert. Ein intensiver Duft ohne aber aufdringlich zu sein. Etwas Thymian ist dabei und man kann erahnen was einen im Mund erwartet. Ein sehr schönes Bukett, welches dank seiner leicht fruchtgestützten ‘Erdigkeit’ Eindruck in der Nase hinterlässt. Abgerundet wird der Aromenstrauss von einer ganz dezenten Holznote.

Trocken, erdig, leichtgewirkt

Auf die Zunge kommt der Crozes-Hermitage dann doch komplett anders als man es erwartet hätte. Zuerst merkt man seine erdbetonte Ader, um fast im gleichen Augenblick das Gefühl zu haben auf saftige schwarze Johannisbeeren zu beissen. Kaum ist dieses kurze süssliche Gefühl verschwunden schmeckt man dunkle Oliven im Abgang. Das ist der erste Eindruck den der Crozes-Hermitage vermittelt und mit dem er einen vorerst ziemlich alleine übrig lässt. Man will mehr von ihm und man merkt wie leicht er sich anfühlt, wie trocken er eigentlich ist und wie er fast zu verdunsten scheint. Das ist kein Brummer, sondern ein leichtgewirkter Tropfen der da im Mund sein Werk verrichtet.

Der Wein vermittelt eine kühle Frische im Mund, zieht schnurgerade über die Zungenmitte und ‘pelzt’ trotz durchaus präsenter Gerbstoffe nie den Gaumen ein. Er zeigt sie auf eine sehr feine spröde Art und lässt genug Platz für den eigentlichen Aromenkorb. Dieser zeigt sich von einer betont mineralischen Art, verwoben mit trockenen Kräutern und unterfüttert mit Johannisbeeren und Kirschen. Eine insgesamt runde, harmonische Erscheinung im Mund sowie mit einer unheimlich hohen ‘Durchflussgeschwindigkeit’. Was zurückbleibt spielt sich weniger auf der Zunge als auf den Lippen und am Gaumen ab. Die Lippen überzieht er mit einem saftig-spröden Film und am Gaumen breitet er seine volle rauchige Erdigkeit aus.

Elegante Spröde

Wie zu erwarten war verändert sich der Crozes-Hermitage zusehends an der Luft und wird insgesamt ein wenig fruchtiger bei gleichzeitiger Zunahme an Mineralität. Er wird förmlich ‘erwachsener’, spielt mehr mit seiner Mineralität die fast schon ins Eisenartige geht und wird auch rassiger. Die roten Früchte treten immer mehr in den Vordergrund und vermischen sich auch immer besser mit den mineralischen Noten. Der Wein nimmt sozusagen ‘Fahrt’ auf und hüllt den Gaumen jetzt nachhaltig mit einer feinherben Würze ein. Sein fast leicht wirkender Körper lässt einen den Crozes-Hermitage aber auch ein wenig unterschätzen, hat er nämlich trotz allem Kraft, welche er aber nur sehr verhalten aus dem Rucksack lässt. Es ist die Frische die dominiert, das schlanke Gerüst das beeindruckt und die spröde Eleganz die dieser Wein vermittelt.

Es sind die genussfreundlichen 13% die den Crozes-Hermitage zu einem leichtfüssigen Begleiter machen und ihn auch entsprechend frisch wirken lassen. Bei all dieser Leichtigkeit vergisst er aber nicht auch Muskeln zu zeigen und sich mit seiner festen Würze am Gaumen einzubrennen. Es ist trotz allem ein fest strukturiertes und auch konzentriertes Weinerlebnis das man im Mund geniesst. Herrlich trocken, fruchtig-würzig, erdig-mineralisch und mit einer eleganten Spröde behaftet ist dieser Wein der Maison Nicolas Perrin. Ein Syrah der sich in den nächsten Jahren sicher beeindruckend entwickeln und dann für noch mehr Dichte und Saftigkeit sorgen wird. Um 18-20 Euro im ausgesuchten Fachhandel zu beziehen ist der Crozes-Hermitage ein Wein für gehobene Ansprüche und begleitet einen leicht und vornehm durch die frischeren Herbstabende.

Tipp: Eine Stunde im Dekanter tun ihm gut und bei 16-18º genossen fühlt er sich am frischesten an. Servieren sie ihn zu etwas kräftigerer Küche, zu Braten und Gegrilltem, oder entspannen sie in trauter Zweisamkeit mit ihm.

Verkostet wurde ein Crozes-Hermitage 2010 von Maison Nicolas Perrin aus Valence in Frankreich. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Veritable Vins Domaines, Deutschland.

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