Dolcetto d´Alba 2013

| 9. Juni 2016 Alles lesen

Dolcetto 2013 Vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich von Renato Vacca, dem Eigentümer der Cantina del Pino aus Barbaresco im Piemont, seinen Langhe Nebbiolo 2013 DOC im Glas. Ein richtig feiner und geschmeidiger Nebbiolo wie man ihn sich wünscht. Wer einmal in Turin ist, sollte die eine Autostunde investieren und unbedingt dort vorbeischauen und sich mit feinen Weinen eindecken. Heute steht Renato Vaccas “kleiner Hüpfer”, der Dolcetto d`Alba 2013 am Tisch der Wahrheit. Ein sogenannter Brot & Butter-Wein. Wie alle Weine der Cantina del Pino kommt auch der Dolcetto aus der Appellation Barbaresco und wie alle anderen Weine, wird auch der Dolcetto d`Alba im Stahltank ausgebaut sowie unfiltriert und ungeschönt abgefüllt. Und weil ich immer wenn ich Nebbiolo oder Dolcetto höre reflexartig an Salami, Käse, Antipasti und andere Köstlichkeiten denken muss, werde ich mir diese jetzt auch gleich mal vorbereiten. Das geht sich locker aus in der knappen Stunde die der gute Tropfen in der Karaffe zugestanden bekommt.

Charmant & dunkelrot

Wie ein lupenreiner Rubin leuchtet der Dolcetto d´Alba aus dem Glas heraus. Der Duft der die Nase hoch zieht ist schlichtweg betörend. In einer feinen Süsse eingebettet suhlen sich Aromen von saftig reifen Kirschen und von Himbeeren. Damit das Fruchtkonzert aber nicht zu laut wird, liegt über allem ein feiner Nebel von hellem Tabak und auch ein paar getrockneten Zweigen. Dicht fühlt sich das im Riechorgan an, satt und saftig und vor allem herrlich dunkelrot. Die zarten floralen Anklänge im Hintergrund lassen den Dolcetto noch um eine Lage charmanter und liebenswerter erscheinen.

Spass hoch zehn & liebenswert

Was ist das für eine Frische die da wie ein Komet auf der Zunge aufschlägt? Saftig und richtig rot flutet der Dolcetto d´Alba den Mund, sorgt mit seinen Kirsch- und Himbeeraromen für ein vordergründig fruchtiges Vergnügen. Doch kaum notiert, spürt man dieses feine Kleid von schmeichlerisch weichen Gerbstoffen am Gaumen, wie sie Haftung aufbauen und für elegante Textur sorgen. Der Wein wirkt sehr kühl im Mund, er fühlt sich leicht und schlank an, hat aber sehr wohl Charakter und vor allem eine famose Trinkigkeit dank eines lebendigen Wechselspiels von Frucht und Säure. Damit es nicht kitschig wird steht auch im Mund eine sehr feine Note von hellem Tabak über allem und verleiht dem Tropfen eine ganz zarte, feine herbe Note. Aus der am Ende tröpfchenweise frisches, zart süsses Extrakt austritt. Sünde pur, Spass hoch zehn und liebenswert. Der Abgang rotwürzig, leicht pfeffrig und mit dem Nachschlag wunderbar feiner Tannine die für Charakter sorgen, der Nachhall lang, herbstlich und rot.

Allerbester Dolcetto für jeden Tag

Ein Verführer ist er, der Dolcetto d´Alba. Und was für einer. Immer mehr verändert er sich mit Luft hin zu einem fruchtig-pikant-floralem Faserschmeichler der es gekonnt versteht, Kirschen, Himbeeren, Tabak, trockenes Geäst und Pfeffer zu einer verschworenen Einheit verschmelzen zu lassen. Das ist richtig charaktervoll und so süffig, dass man nicht weiss was man zuerst machen soll. Salami nachschieben oder Wein nachkippen. Am besten beides zugleich, denn so macht er den grössten Spass. Dolcetto und Salamai bzw. Wurst generell, das ist überhaupt eine eigene Liebesbeziehung. Auf der Zunge steht er saftig, weich und kirschig, während es vom Gaumen immer stärker zu rieseln beginnt. Kaum schiebt man die Wurst nach, verwandelt sich alles in eine wunderbar süsspikantwürzige Essenz die einen irre macht. Dolcetto ist Piemont, Piemont ist Genuss und Genuss ist das Höchste überhaupt. Und dieser Dolcetto d´Alba aus dem Piemont ist einfach traumhaft. Mit und ohne Wurst. Oder Salami. Und überhaupt. Der ist zum Trinken gemacht!

Was äusserst positiv auffällt, ist das Spiel von Frucht und Säure die der Dolcetto d´Alba blind beherrscht. Da ist einerseits die süsse Kirsche, ihr gegenüber steht eine lebhafte Frische. Beide zusammen stacheln sich zum gemeinsamen Höhenflug an und machen so die Essenz eines frischen, vor Lebensfreude tanzenden Weines aus. Vom Geschmack sehr sommerlich, vom Gefühl schon fast im Herbst verortet. Auf der Zunge fruchtig und auch leicht pikant, am Gaumen griffig, trocken und lang anhaltend. So “klein” der Dolcetto d`Alba auch sein mag, so gross ist er im Charakter, in seiner Persönlichkeit und in seiner Eleganz. Das ist allerbester Dolcetto für jeden Tag. Ob als Begleitung zu bereits erwähnten kulinarischen Genüssen oder einfach so getrunken ist dabei unerheblich. Der macht einfach Spass, gibt nichts vor zu sein was er nicht ist und überzeugt mit seiner ehrlichen Einfachheit. Das ist Dolcetto zum Verlieben.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe sollte er bekommen. Nicht zu warm geniessen (am besten bei 14-16º). Perfekt zu Wurst, Braten, deftiger Pastaküche oder zu fetthaltigen wie auch kräftig-rustikalen Speisen. Als Solist eine richtiger Charmeur.

Verkostet wurde ein Dolcetto d´Alba 2013 von der Cantina del Pino aus Barbaresco im Piemont, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard (D), Verkostet