‘douROSA’ Douro tinto 2009

| 25. Mai 2012 Alles lesen

Der letzte Wein unserer umfassenden ‘Wein-Weltreise’ und auch der letzte der gesamten K&U-Verkostungsreihe, stammt aus dem Dourotal in Portugal. Ein sogenannter ‘Brot- und Butterwein’, gekeltert aus den alten, nationalen und autochtonen Rebsorten Tinta Roriz, Touriga Nacional, Tinta Barroca und Touriga Franca. ‘douROSA’ Douro tinto heisst er und wurde von Sophia Bergqvist von der Quinta de la Rosa und Jorge Moreira gekeltert. Ein echter Kraftprotz aus dem so berühmten wie auch heissen Dourotal. Mit etwas Wehmut haben wir diese letzte Flasche geöffnet und für Sie verkostet. Aber da wir wissen, dass das Ende einer Reise der Anfang einer neuen ist, sollte uns dieser ‘Abschied’ am Ende doch nicht allzu traurig stimmen.

Wie schon den douROSA rosé (von dem wir übrigens reichlich eingebunkert haben), ziert auch diese lange Bordeauxflasche ein einfaches, aber edles weisses Etikett mit nichts als einer Rose drauf. Nur dass diese dunkelrot, der Farbe des Inhalts Rechnung tragend ist. Ebenso hochgeprägt und partiell lackiert, was jedem Drucker den Schweiss auf die Stirn treibt. Auch dieses elegante Etikett ist nicht mit Informationen überladen, es ist alles einfach und geordnet auf den Punkt gebracht. Es vermittelt Stil und Eleganz und erst am Rückenetikett wird all das ‘erzählt’ was diesen Wein so interessant macht.

Um den Wein und uns entsprechend auf das letzte ‘Abenteuer’ vorzubereiten wird dieser in den Dekanter umgefüllt und dort für eine Stunde der Luft ausgesetzt. Es soll ein würdiger Abschluss werden und deshalb wird alles noch einmal bis aufs Letzte zelebriert. Nach 50 Minuten kommt der ‘douROSA’ Douro tinto dann endgültig ins Glas.

Beerenwürze und Wacholder

Schon beim Einfüllen in den Dekanter haben wir die dunkle Farbe des douROSA bestaunt. Nun steht der Wein in einem tiefdunklen Rot mit bläulich-violetten Rändern im Glas und protzt mit seiner dichten Farbe. Da ist Power im Glas, soviel ist sicher. Der Wein klebt förmlich an der Innenwand und fliesst langsam wie Schmieröl ab. In der Nase duftet es kräftig würzig, nach dunklen Beeren und Wacholder. Ein kräftiges Bukett das aus dem Glas steigt ohne anstrengend zu wirken. Es schreit nicht, aber es ist intensiv, dicht und auch ein wenig herb. Der Duft hat Individualität und lässt einen seine Nase immer wieder ins Glas stecken.

Federleicht und trotzdem kraftvoll

Die echte Überraschung findet aber dann im Mund statt. Erstens ist der douROSA tinto staubtrocken. Nichts was üppig oder sogar klebrig ist. Und das bei einer gleichzeitigen Saftigkeit die man so nicht erwartet hätte. Staunen überall. Kühler kann man Hitze nicht verpacken. Zweitens zischt der Tropfen erfrischend kühl über die Zunge und hinterlässt dabei eine Tanninspur, die wie feinster Flugsand über den Gaumen weht. Gerbstoffe vom Feinsten, nicht fordernd oder sogar herausfordernd, sondern fein und wohltuend.

14% hat dieses ‘Monster’ und der Wein zieht leicht wie eine Feder über die Zunge. Da ist nichts was heiss ist, voluminös, schwer und einen in die Knie zwingt. Gerade darin liegt aber auch schon wieder die Gefahr dieser roten ‘Mischung’. Zu leicht trinkt sie sich, zu kühlend wirkt sie (und das bei sommerlicher Raumtemperatur) und zu süffig lauert sie darauf richtig zuzupacken. Kein Fruchtkompott sondern seriöse, ganz leichte holzbetonte Würzigkeit, Wacholder, Lorbeerblätter und dunkle Beerenfrüchte tummeln sich im Aromenkasten. Das ist Rotwein der sogar bei vierzig Grad im Schatten leicht gekühlt enormen Spass macht.

Keine Saudade, keine Morna

Der douROSA tinto hat Biss, er hat Kraft und er hat Klasse. So präsent sich seine Gerbstoffe zeigen, so gesittet und verhalten fühlen sie sich an. Im Abgang verwöhnt der ‘Portugiese’ mit Nationalstolz in Form von einem Mix aus Frucht, Gewürzen und eingebauter Klimaanlage. Kein Wein der das Gefühl von Saudade aufkommen oder die Morna unerträglich werden lässt. Wer jemals auf den Kapverden war der weiss wovon ich rede. Der douROSA tinto ist ein Hammer, ohne den Hammer auszupacken. Cesaria Evora hätte ihn gemocht und das bestätigt.

Die 9 Euro die der Tropfen kostet sind ein Witz für das was hier geboten wird. Für mich persönlich ein Wein der mächtig Spass macht, richtigen Charakter hat und umgehend eingelagert wird. Soviel echtes Portugal um diesen Kurs weiter zu suchen ist nicht der Mühe wert, da man es mit dem douROSA Douro tinto bereits gefunden hat. Beide Daumen hoch für diesen handwerklich aussergewöhnlichen ‘Alltagswein’.

Tipp: Eine Stunde Luft, 15-17º im Sommer, um die 18º im Winter und dazu etwas Gegrilltes, Gebratenes oder einfach so ins Glas gegossen. Sommer-Rotwein für Kenner, Winter-Rotwein für Individualisten.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: ‘douROSA’ Douro tinto 2009
Winzer: Sophia Bergqvist – Quinta de la Rosa
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2013+
Anbau: Naturnah
Ausbau: Traditionelles Holzfass
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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