Getariako Txakolina ‘Adur’ 2011

| 22. August 2012 Alles lesen

Getariako Txakolina heisst der Wein den wir Ihnen heute vorstellen. Vielleicht geht es Ihnen ja so wie mir und Ihnen fällt auch spontan die Geriatrieabteilung der Stadt und nicht gerade Wein dazu ein. Ich bekomme nämlich seit ich mich mit diesem ‘Basken’, so einer ist er nämlich, intensiver beschäftigt habe das Geriatriezentrum nicht mehr aus dem Kopf. Womit der Spanier schon einmal nachhaltig Eindruck hinterlassen hat bevor er überhaupt geöffnet wurde. Wobei, Spanier darf man zu einem Basken ja auch wieder nicht sagen, ist doch das Baskenland eine autonome Gemeinschaft. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte. Ach ja, aus der autochthonen Rebsorte Hondarribi Zuri ist der Tropfen, wobei Zuri für weiss steht und Hondarribi von Hondarribia abgeleitet ist, was wieder eine Stadt im Baskenland ist. Somit schliesst sich der Kreis in Getaria, von welcher sich am Ende Getariako ableitet. Womit die Verwirrung endgültig und eindeutig aufgelöst sein dürfte und jeder wieder klar sieht. Oder gibt´s noch Fragen?

Schon die Flasche ist eine unübliche Erscheinung. Keine klassische Bordeauxflasche, sondern am Hals fast rechtwinkelig ausladend und erst dann schnurgerade abfallend. Das Etikett das drauf klebt lässt eher Tequila als Wein in der Flasche vermuten und insgesamt vermittelt die prägnante Grafik eher mexikanisches Flair als atlantische Lebensart. Eine echt erfreuliche, vor allem erfreulich andere Erscheinung im Einerlei der uniformen Flaschentristesse.

Das Rückenetikett sieht aus als würde es hier um Olivenöl gehen, doch finden sich darauf die nötigen Informationen über diesen eigenwilligen ‘Basken’. Für diese erfrischend andere Erscheinung gibt es schon mal einen nach oben gerichteten Daumen inklusive einer Baskenmütze. Und weil der Txakolina ein frischer und fröhlicher Geselle ist, kommt er unverzüglich in die leeren Gläser. Zwar nicht so wie es sich gehört, das würde hier bei uns bestenfalls zu einer grossen Sauerei führen, sondern zivilisiert und aus ‘akzeptabler Höhe’. Dafür aber der ‘Sitte’ entsprechend schon am späten Vormittag, nur ohne Mütze.

Salzige Frische

Farblich zeigt sich unser Baske fast in weiss, wie ausgebleichtes Stroh, so als hätte man die Reben gerade mal an ihm vorbei getragen. Viel heller geht nicht mehr und es perlt leicht im Glas. Nach dem Einschenken blubbert es richtig darin und eine feine Gischt bildet sich. Wer nun glaubt, dass hier was expressives aus dem Glas hüpft täuscht sich aber. Vielmehr riecht es wunderbar salzig und sehr spartanisch. Frisch riecht es, animierend riecht es und den Mund setzt es unter Wasser. Keine Nase für Schnüffler, aber wer das salzige Aroma in Weinen mag der wird selbige sehr oft ins Glas tauchen. Man fühlt sich wie am Meer und erinnert sich unweigerlich daran wie frische Gischt riecht.

Salzig & Sauer

Und dann das grosse Hallo! Kaum ist der Wein im Mund zieht es einem augenblicklich die Wangen zusammen. Der erste Eindruck ist schlicht und einfach: Salzig & Sauer! Wer sowas nie zuvor getrunken hat, der steht nach dem ersten Schluck komplett neben den Schuhen. Aber sauer macht lustig sagt man und nimmt man einen zweiten, dritten, durchaus kräftigen Schluck und lässt den Txakolina seine ‘Arbeit’ tun, dann freundet man sich rasch mit diesem aussergewöhnlichen und exaltierten Geschmackserlebnis an. Es ist dieses lebendige, frisch-fröhlich-freche Gefühl im Mund das er hinterlässt. Er ist äusserst schlank in der Struktur und dabei trocken wie die Sahel-Zone. Sogar leicht pikant ist er und vor allem weich, trotz seiner lebhaften Spritzigkeit.

Der Txakolina ist geschmacklich wesentlich schwerer zu beschreiben als das Gefühl das er vermittelt in Worte zu fassen. Das fällt einem leicht weil er so anders, so unüblich, so beeindruckend ist. Es ist fast wie im Urlaub. Wenn man das erste Mal wieder ins Salzwasser hüpft und den ersten ‘Schluck’ davon nimmt… sie kennen das. Sobald man aber öfter unter Wasser war hat man sich daran gewöhnt und man schmeckt ganz einfach Urlaub und Vergnügen. Der Txakolina ist so ähnlich. Man wird ihn einfach lieb gewinnen und ihn in vollen Zügen geniessen wollen.

Wein der polarisiert und fasziniert

Ein wenig Angst macht die Erkenntnis, dass der Tropfen förmlich verdunstet im Glas und man merkt, dass man selbst mindestens die doppelte Menge pro Schluck zu sich nimmt als man es mit ‘normalem’ Wein sonst tut. Der Txakolina ist kein Wein zum Nippen, vergessen sie das gleich wieder. Der Txakolina ist ein Wein zum Trinken, unbedenklich auch in grösseren Dosen, mit vollem Mund und in vollen Zügen. Die 11% die er im Gepäck mit sich führt sind mehr als vernachlässigbar und niemand muss sich ob möglicher Spätfolgen Kopfzerbrechen machen.

Txakolina polarisiert, das steht ausser Zweifel. Gerade in unseren Breiten und mit unserem konditionierten Geschmacksempfinden wie ‘guter Sommerweisswein’ schmecken muss, hat er sicher keinen leichten Stand. Aber geben Sie diesem Basken eine Chance und erleben Sie wie fantastisch erfrischend, wie spielerisch, leichtfüssig, unkompliziert, fröhlich und vor allem bezaubernd anders seriöser Weingenuss sein kann. Die Haptik wirklich nachvollziehen zu können die der Txakolina vermittelt ist sowieso nur jenen vorbehalten, die gewillt sind ihren Horizont ohne Vorurteile zu erweitern und sich auf Neues einfach einlassen. Um 12,50 Euro gibt es dieses grosse regionale Weinvergnügen zu erleben und lassen Sie sich eines gesagt sein: Machen Sie immer zwei Flaschen von diesem Basken auf, denn mit einer verhält es sich so wie mit den Beinen. Auf einem steht es sich ein wenig schlecht.

Tipp: 8º sind fein und wenn Sie Fisch und Griller haben kann nichts mehr schief gehen. Ebenso zu Salaten sowie zu Salzgebäck ein Volltreffer. Insider-Tipp: Immer zwei der Flaschen aus dem Baskenland aufmachen; mit einer verdursten Sie elendiglich.

Verkostet wurde ein Getariako Txakolina ‘Adur’ 2011 von Adur, Barrero y Gomez aus Getaria im Baskenland. Da es sich bei diesem Wein um einen aus eigenem Bestand handelt, gibt es natürlich auch die entsprechende Bezugsquelle dazu: Getariako Txakolina ‘Adur’ (K&U Weinhalle)
Von uns eingekaufte Weine werden je nach Lust und Laune und vor allem Zeit, zwischendurch verkostet und es wird ausserhalb offizieller Sortimentsverkostungen und Verkostungsrunden darüber berichtet.

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Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet