Grüner Veltliner St. Georg 2016

| 20. März 2019 Alles lesen

St. Georg 2016 Seit 2007 ist Aldo Sohm Chef Sommelier im 3* Michelin Restaurant Le Bernardin in New York, einer der angesagtesten Locations an der gesamten Ostküste. Seit 2008 ist er der erste Österreicher, der den begehrten Titel “Best Sommelier of the World” tragen darf. Seine Liebe zu österreichischen Weinen, und da speziell zum Grünen Veltliner, teilt er mit Gerhard Kracher vom Weinlaubenhof im Burgenland, mit dem er seit 2009 das Projekt Sohm & Kracher betreibt. Ein Projekt, das, wie könnte es auch anders sein, beim Essen und beim Wein entstand. Gemeinsam hat man sich für das Weinviertel entschieden, wo viele alte Weingärten auf besonderen Bodenformationen stehen und der Veltliner sich so richtig wohl fühlt. Aus dem Sortiment der beiden Partner steht heute der Grüner Veltliner St. Georg 2016 am Tisch der Wahrheit. Ausgebaut wurde dieser Wein im grossen Eichenfass. Nach einer kleinen Weile in der Karaffe sollte der gute Tropfen jetzt aus bereit für seinen grossen Auftritt sein.

Apfel & Veltlinerwürze

Saftiges Gelb mit leichten grünlichen Reflexen leuchtet aus dem Glas heraus. Reife Apfelaromen strömen augenblicklich in die Nase, ein wenig Birne zieht im Hintergrund vorbei, untermalt wird alles von einer resoluten Veltlinerwürze. Man spürt schon in der Nase, das etwas “saftiges” im Glas sein muss, so dicht und konzentriert ist der fast schon exotisch anmutende Duft des St. Georg. Leichte Zitrusnoten blitzen auf und nach und nach wird´s schlanker und auch frischer in den Nasenflügeln.

Hinterlistiger Charmeur

Kaum steht der Tropfen im Mund, merkt man was “Veltlinerwürze” heisst. Da ist mehr als nur ein verirrtes Pfefferkorn am Werk, da steppt der ganze Pfefferstreuer fröhlich durch die Gegend. Begleitet von reifen gelben Apfelscheiben, einer angequetschten Birne und ein paar Zitronenspalten. Zarte Kräuternoten dienen als Unterbau und sorgen dafür, dass es nicht zu fruchtig in der Luke wird. Am Gaumen zeigt sich der St. Georg herb und griffig, das Gerbstoffkleid ist schlicht phänomenal. Ganz lange spürt man noch das feine Pelzchen auf der Zunge und ganz am Schluss gibt es noch einen leisen Gruss vom Zuckerschwänzchen, was diesen Wein endgültig zu einem hinterlistigen Charmeur macht.

Veltliner für Cowboys

Wer dem St. Georg Zeit gibt und ihn im Glas vor sich hindümpeln lässt, der wird mit einem Mundgefühl belohnt das richtig gross ist. Immer würziger wird der Wein. Gleichzeitig nimmt er an Gewicht ab und zeigt sich schlank und ausserordentlich mineralisch, um nicht zu sagen herrlich erdig. Dem gegenüber steht diese reife Apfelfrucht, dieser kurze süsse Stich am Gaumen und auf der Zunge. Erdig, gerbstoffreich und trotzdem saftig, fruchtig und charmant. Was an sich nicht zusammenpasst, ist hier in frischer Fröhlichkeit vereint. Der Tropfen hat definitiv zwei Gesichter; ein geschmackliches und ein haptisches. Und wenn man ihn geschluckt hat hallt er ewig nach und hört so gut wie nicht mehr auf zu wirken. Ein sogenannter Endlos-Abgang, den man mit Sicherheit nicht mehr vergisst.

Der St. Georg gehört eindeutig zu jener Sorte von Veltlinern, die es verstehen, mit einer typischen Pfefferwürze zu überzeugen, die nicht weichgespült und dem Mainstream angepasst sind. Der Kerl hat Charakter, macht Druck im Kessel und scheut sich auch nicht enorme Haftung und Textur zu zeigen. Hier steht kein freundliches Wässerchen im Glas, hier rockt ein Grüner Veltliner die Luke den man mit Sicherheit im “Wilden Westen” getrunken hätte, so es ihn da schon gegeben hätte. In diesem Sinne ist der St. Georg auch ein Grüner Veltliner für Cowboys. Auf den Gebrauch von Colts kann man dabei getrost verzichten. Howdy!

Tipp: Eine Stunde Karaffe gefällt ihm gut, für´s grosse Glas bedankt er sich. 12º sind ideal und zu einem Wiener Schnitzel ist er unschlagbar. Geht auch zu gedünstetem Fisch, zu Vegetarischem und zu Geflügel.

Verkostet wurde ein Grüner Veltliner St. Georg 2016 von Sohm & Kracher, Burgenland, Österreich. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

Stichwörter: , , , , , ,

Kategorie: Kracher (A), Verkostet