La Gramière 2008
Die Rotwein-Runde zum Thema Weinvergnügen unter 13 Euro läutet eine kräftige Cuvée von Amy Lillard und Matt Kling ein. Zwei Amerikaner, die sich im südfranzösischen Gard niedergelassen haben und auf ihrer Domaine ‘La Gramière‘ biodynamischen Weinbau betreiben. Seit 2005 erzeugen die beiden ihren eigenen Wein und haben es geschafft sich erfolgreich mit ihren Bioweinen am Markt durchzusetzen. Der Wein den wir heute verkosten ist eine kraftvolle Cuvée aus den Rebsorten Grenache und Syrah und nennt sich schlicht und einfach ‘La Gramière‘.
Die dunkelgrüne Burgunderflasche ziert ein ebenso grünes wie schlichtes Etikett. Ein echter Blickfang im Einerlei der Flaschenbeklebungen. Auf sattem Grün steht nichts als ‘La Gramière’ drauf. Im rechten unteren Eck noch der Jahrgang und das war es dann auch schon. Weiss gerahmt erscheint das Stück Papier sehr edel, zieht auf jeden Fall die Blicke auf sich und wirkt ob seiner Farbe richtig saftig.
Reife Pflaumen in der Nase
Farblich zeigt sich der ‘La Gramiere’ in einem reifen dunklen kirschrot. Nicht allzu dicht in der Konsistenz lässt er tiefe Einblicke ins Glas zu. Dicke Kirchenfenster laufen an der Innenwand ab. Das Bukett dampft richtig verführerisch nach reifen Pflaumen, es riecht saftig, fruchtig, konzentriert und voller Kraft. Der Duft erinnert ein wenig an ungesüsste Pflaumenmarmelade mit leicht floralen Anklängen im Hintergrund und man vernimmt auch die leichte Süsse reifer dunkler Früchte. Ein sehr anspruchsvolles und komplexes Bukett welches kräftig aber trotzdem weich und angenehm in die Nase strömt.
Rücksichtslos authentisch
Die Stunde an der Luft hat dem Wein sehr gut getan und man kann erahnen mit welcher Wucht die Gerbstoffe ohne ‘Beatmung’ auf den Gaumen getroffen wären. Jetzt ist er verträglich obwohl man sie nach wie vor kräftig arbeiten spürt. Sie verleihen dem Wein eine spöde Erdigkeit und machen ihn zu allem, nur zu keinem Schmusewein. Trotz allem ist der ‘La Gramière saftig und süffig und präsentiert seine Aromenvielfalt in einem feinen körnigen Gerüst im Mund. Es ‘rieselt’ wieder einmal vor Mineralität und man spürt sie förmlich über die Zunge holpern. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall von kompakter, zupackender Gerbstoffdichte geprägt und erst danach hat der Gaumen Zeit sich mit der Frucht zu beschäftigen.
Hat man sich erst einmal mit den Gerbstoffen und dem doch recht rustikalen Mundgefühl angefreundet, kann man sich darauf konzentrieren was sich geschmacklich am Gaumen abspielt. Da schmeckt man wieder dunkle Früchte, reife Pflaumen, etwas leicht pfeffriges und auch Blütenaromen dringen fein durch. Es wirkt trotz des eindeutigen Kommandos der Gerbstoffe alles sehr in Balance und man spürt, dass an diesem Wein absolut nichts Gekünsteltes ist. Der ‘La Gramière’ erinnert mich in der Sekunde daran, wie anders ‘langsame Weine’ schmecken und wie sehr sie sich von all den weichgespülten Weinen die nur auf Massenabsatz aus sind unterscheiden.
Man trägt wieder Pelz
Nachdem es genug im Mund gerieselt und geschottert hat merkt man nach einer Weile wie saftig dieser Wein eigentlich ist. Auch wenn die Fülle und die Frucht wie ‘separiert’ wahrgenommen werden, als würden sie komplett neben dem Gerbstoffgerüst stehen. Faszinierend. Erst kracht es im Mund und man kommt in den Genuss eines richtig deftigen ‘Pelzgoscherls’ (wienerisch für Pelzbelag im Mund), und dann schiesst die volle Fruchtpalette ein. Das ist kein Wein für zwischendurch, kein Wein der dem Geschmacksideal unserer Breiten entspricht. Gerade deswegen ist er es wert versucht zu werden. ‘La Gramière’ ist ein Tafelwein, also niedrigste Qualität in der französischen Qualitätsabstufung. Von solcher kann aber bei diesem hier keinesfalls gesprochen werden. Im Gegenteil. Der Tropfen hat richtig Klasse und Rasse noch dazu.
Was man ob soviel Kraft und Komplexität so gut wie überhaupt nicht merkt sind die 14% die der ‘La Gramière’ auf die Waage bringt. Nichts ist davon zu merken, weil der Wein trotz seiner kräftigen Textur voll frischer Mineralität und ausserdem sehr kühl ist. 9 Euro machen ihn auch preislich interessant und wer spüren will wie kraftvoll und authentisch Bio-Wein sein kann, der hat mit dem ‘La Gramière’ ein Musterbeispiel gefunden.
Tipp: Geben Sie dem Wein unbedingt eine Stunde im Dekanter! Küchentechnisch bietet sich dazu alles an was deftig, kräftig und aromatisch ist. Der Tropfen schreit nach Rustikalität am Tisch und braucht entsprechende Begleitung.
Wein & und Winzer-Info:
Wein: ‘La Gramière’ 2008
Winzer: Amy Lillard & Matt Kling, Domaine ‘La Gramière’
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2015+
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: Betontanktank
Besonderes: Ecocert®
Dekantieren: JaDer Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.
Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet