Petit Verdot 2016

| 18. September 2019 Alles lesen

Petit Verdot 2016 Aus einer der besten und bekanntesten Rotweingegenden Frankreichs kommt der Wein, der heute am Tisch der Wahrheit steht; aus dem Haut-Médoc, genauer gesagt aus Macau, einer kleinen verträumten Gemeinde im Département Gironde. Dort befindet sich auch das Château Belle-Vue, das für exzellente Rotweine steht und weit über die Grenzen hinaus für seine Bordeaux-Weine berühmt ist. Auch wenn man sich hauptsächlich auf Cabernet Sauvignon und Merlot konzentriert, so steht noch eine dritte Rebsorte hoch im Kurs beim Team rund um Isabell Mulliez, die das 2004 von Vincent Mulliez erworbene Anwesen, nach dessen Tod im Jahr 2010, führt; Petit Verdot. Der Petit Verdot 2016 wird teilweise in Amphoren ausgebaut und teilweise in Eichenfässern aus Ungarn und Österreich, die Rebstöcke stammen aus den Jahren 1939, 1949 und 1958. Und jetzt landet der gute Tropfen erstmal in der Karaffe um sich eine Stunde auf seine neue Umgebung einstellen zu können. Danach darf er zeigen was er kann.

Saftig, sinnlich, schlicht berauschend

In dunklem Purpur steht der Petit Verdot im Glas, fast schwarz ist er, dicht und mystisch. Richtig Dampf macht er im Riechorgan sowie man selbiges hinein gesteckt hat. Da machen sich schwarzer Pfeffer und Lakritze, süsse Brombeeren und feiner Schieferrauch über die Synapsen her und verzaubern mit ihrem unwiderstehlichen Bukett. Fleischig, saftig, tief und dunkelwüzig erliegt die Nase diesem Sinnesrausch.

Ganz nah an der Sünde

Kaum hat man diesen Tropfen im Mund, will man auf der Stelle das beste Rebhuhn, den tollsten Hirsch oder das feinste Stück Lungenbraten auf dem Teller haben. Was für ein Wein! Pfeffer und dunkle Schokolade, süsse Waldbeeren, Lakritze und Rosinen. Dicht verwoben alles, saftig auf der Zunge, am Gaumen fein und samtig, die Tannine rieseln förmlich von ihm ab. Die Zunge suhlt sich regelrecht in diesem dunklen Saft, der sogar ganz leise Tintentöne zeigt. Ein Hammerstoff der ganz nah an der Sünde ist. Eine wahrlich sinnliche Erscheinung, der Petit Verdot.

Ein Wein wie für´s Schlaraffenland gemacht

Mannomann, ist das ein Kaliber. Aus dem Off tauchen in der Zwischenzeit auch Pflaumen auf um mit den dunklen Beeren mitzuspielen. Zärtlich rauchig zieht der Petit Verdot am Gaumen ab, lässt aber auf ihm einen traumhaft steinigen wie süssen, dunkelwürzigen Film steh´n der sich nicht und nicht verziehen will. Das Finale schwarz und dicht und saftig. Am Ende wieder süss mit einem Tick von Tinte. Der Kerl ist schlechthin ein Verführer und je länger er sich an der Luft befindet umso intensiver wird er. Nach einer guten Stunde tauchen dann noch Chilinoten auf und bringen richtig Feuer in den Tropfen. Ein Tausendsassa, der seine Talente nicht auf einmal zeigt, der sich Zeit lässt und diese dann umso eindrucksvoller vorstellt.

Auch wenn der gute Tropfen 14,5 PS hat, dank einer frischen Säureader spürt man davon nichts. Ausser man kippt sich die ganze Flasche hinter die Kiemen, was angesichts der Süffigkeit leicht passieren könnte. Aber das ist eine andere Geschichte. Im “Normalbetrieb” ist der Petit Verdot ein süsses Juwel, das gerade erst am Anfang einer grossen, ganz langen Reise steht. Dass er jetzt schon vorzüglich schmeckt lässt aber einen wunderbaren Ausblick auf die Zukunft nehmen. In der Zwischenzeit vergnüge ich mich weiter mit diesem jungen Hüpfer und stelle mir vor, wir mir köstlichste Rebhuhnbrüste und Wildschweinkeulen um die Nase fliegen.

Tipp: Gönnen Sie dem Tropfen ein, zwei Stunden in der Karaffe und geniessen sie ihn mit 15-17º zu Wildschweinbraten, Rebhuhnkeulen, Hirsch und Hase oder zum besten Fleisch das sie bekommen können. Sogar solo eine totale Offenbarung.

Verkostet wurde ein Petit Verdot 2016 von Château Belle-Vue, Macau, Frankreich. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

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Kategorie: Kracher (A), Verkostet