Pinot Blanc Kirschgarten GG 2012

| 26. Dezember 2015 Alles lesen

Heute geht es wieder einmal in die Pfalz. Zum Weingut Philipp Kuhn in Laumersheim. Im Juni hatte ich Philipp Kuhns legendären Luitmar in der Verkostung. Eine der ungewöhnlichsten Rotwein-Cuvées Deutschlands. Heute steht sein Pinot Blanc Kirschgarten GG 2012 am Tisch der Wahrheit. Der Laumersheimer Kirschgarten ist die älteste und berühmteste Weinbergslage in Laumersheim und zählt in der Nordpfalz zu den Spitzenlagen für große Burgunder und Rieslinge. In alten Holzfässern wurde dieser Weisse Burgunder ausgebaut und danach bis April des Folgejahres auf der Hefe gelassen. Ich mache ihn jetzt auf um heraus zu finden, wie sich dieses durchaus noch junge Grosse Gewächs bereits in seiner Jugend zeigt.

Pinot Blanc Kirschgarten GG 2012 Gemäss dem Kuhn’schen 3-Stufen-Modell ist anhand der goldenen Halsmanschette (mit dem Logo des VDP) sofort sichtbar, dass es sich bei diesem Wein um ein Grosses Gewächs handelt. Auch die Flasche ist speziell mit der Prägung GG am Hals hergestellt. Das Etikett ist in markantem Design gestaltet, oben ein dicker schwarzer Balken mit PHILIPP KUHN in Golddruck, der Mittelteil weiss mit 2012 Kirschgarten GG Pinot Blanc bedruckt und der untere Teil wieder in schwarz mit PFALZ in gold darin. Kein Schnickschnack der die Szenereie stört. Am kleinen weissen Rückenetikett die genaue Bezeichnung Laumersheimer Kirschgarten und alle sosntigen Informationen die eben mitgeteilt werden müssen. Mit 13,5% vol. zählt der Kirschgarten wohl eher nicht zur Abteilung der Leichtgewichte. Bevor ich den guten Tropfen jedoch genauer untersuche, kommt er für eine Stunde in die Karaffe um sich mit der Wiener Luft anfreunden zu können.

Tanz der Tropenfrüchte

Leuchtendes Gold im grossen Becher. Kraftvoll, fein würzig und ausgesprochen exotisch duftet der Pinot Blanc Kirschgarten in der Nase. Ananas und Passionsfrucht dominieren, dahinter tauchen Birne, Apfel und eine dicke Scheibe Honigmelone auf. Auch der Abrieb einer grünen Nuss ist riechbar. Es fühlt sich dicht und füllig in der Nase an, ist intensiv und hat einen ganz feinen, grünen Einschlag. Insgesamt ein doch sehr weicher Duft, nicht laut, nur kraftvoll. Exotik pur.

Nix Kirsche, Ananas!

Hollala, da jauchzt der Tropenfreund. Als würde man den Saft einer reifen Ananas auf die Zunge geschüttet bekommen. Nur nicht so dick und süss, sondern eher die Light-Version davon. Saftig ist es, würzig ebenso, was sich in Verbindung mit der Ananas perfekt ergänzt. Füllig, ja. Dicht ebenso, aber keine Spur von fett oder schwer. Einfach kräftig, druckvoll und sündig lang im Mund ist der Kirschgarten. Wieso heisst der eigentlich Kirschgarten wenn der Wein nach Ananas schmeckt? Egal. Am Gaumen druckvoll, geschmeidig, weich und sehr mineralisch. Flotte Säure in süssem Saft der nur von einer straffen Würze in Zaum gehalten wird. Honigmelone im Hintergrund, ganz viel Gelb und im Abgang wie im Nachhall feinster Hefenebel. Ganz gefährliches Zeug.

Exotische Verführung

Es ist weich im Mund und kaum hat man das zu Ende gedacht, spürt man dass der Kirschgarten ein wenig “raschelt”. Es knackt und aus jedem Tropfen kommt nicht nur dieser betrörende Saft der Ananas, es ist auch irgendwie felsig, steinig. Während der weiche Löss für gewisse Wärme sorgt. Frucht, Mineralik, Druck, Dichte und Weichheit vereinen sich auf der Zunge zu einem Sündenfall in Gelb. Melone, Passionsfrucht, Ananas und als “Legionär” die Birne. Das schmeckt man. Was man spürt ist eine runde Fülle, die ohne schwer zu sein im Mund steht. Der Kirschgarten hat eine elegante Breite, eine enorme Länge und wer ihn etwas länger an den Gaumen presst wird feststellen, dass diese gelbe Würze richtig scharf macht. Und wer es dann noch schafft den Kirschgarten genügend Luft aufnehmen zu lassen, der wird überrascht sein wie kreidig, wie mineralisch und wie trocken er mit der Zeit wird.

So saftig und süsswürzig der Wein nach einer Stunde war, so mineralisch ist er nach drei. Er ist fast karg geworden in seiner Haptik, hat die Fülle abgelegt (nicht ohne rund zu bleiben), doch ist er am Gaumen jetzt erheblich kreidiger, weisser und noch würziger. Er hat sich irgendwie gespiegelt. War zu Beginn die Frucht im Vorder- und der Stein im Hintergrund, so ist es jetzt genau umgekehrt. Nach wie vor steht die Ananas im Mund, doch ist sie jetzt mit einer Tonne frisch gesprengtem Fels unterfüttert. Die Reise auf die einen der Kirschgartenn mitnimmt ist schon faszinierend. Man muss sie wirklich ganz von vorn beginnen und erleben wie sich dieser Wein mit der Zeit verwandelt. Man muss diesen Switch von Frucht zu Stein schmecken und spüren und man sollte sich für diesen Wein wirklich Zeit nehmen. Am besten über Tage. So man es schafft sich von diesem Elixier zu trennen und das Spiel dann jedesmal aufs Neue zu beginnen. Zu sündig ist der Tropfen, zu viele Begehrlichkeiten weckt er und zuviel Suchtpotential hat er für jene, die anfällig für exotische Verführungen sind.

Tipp: 60-90 Minuten in der Karaffe sind ideal. Geht locker über ein paar Tage. Mit 10-12º geniessen. Geflügel und Salat gefallen ihm, bei kräftig gewürztem Kaninchen oder Kalbfleisch läuft er zur Höchstform auf. Als Solist ein Fall für Tropenmediziner.

Verkostet wurde ein Pinot Blanc Kirschgarten GG 2012 vom Weingut Philipp Kuhn aus Laumersheim in der Pfalz, Deutschland. Bezugsquelle: Furore, München.

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