Brut Rosé

| 3. November 2015 Alles lesen

Der erste der beiden Blubbs von Fred Loimer war weiss, der zweite ist rosarot. Der erste war Extra Brut, dieser hier ist Brut. Dafür ist er aber rosa. Ist ja auch was, oder? Die Rede ist von Fred Loimers Sekten, zu deren Wiederbelebung er sich nach 17 Jahren Abstinenz im Blasengeschäft entschlossen hat. Heute steht sein Brut Rosé am Tisch der Wahrheit, eine Cuvée aus Zweigelt und Pinot Noir. Die Trauben stammen von Lagen in Langenlois und Gumpoldskirchen und wurden nach den biologisch-dynamischen Richtlinien des Weinbauverbandes Respekt produziert. Und wie schon der weisse Sprudel hat auch der rosarote 6 Monate im Stahltank auf der Feinhefe verbracht bevor er am 3. Juli 2014, nach 14-monatigem Hefelager, abgefüllt wurde. Degorgiert wurde der Sekt am 7. Oktober 2015 und ich werde ihn jetzt, kurz vor Weihnachten, dekorken, oder wie immer man die Befreiung einer Sprudelflasche von ihrem Plopp nennen mag.

Brut Rosé Im gewohnten, minimalistischen “Loimer-Stil” gehalten ist das Etikett, und doch sieht dieses noch um einen Tick eleganter aus. Feinst gezackt an seinen Rändern, präsentiert sich das in verspieltem rosarot gehaltene Label. Oben wie gewohnt das bekannte polynesische Fruchtbarkeitssymbol, hier in silber, unten drunter LOIMER in schwarz. In der Mitte in schicker Typo Brut Rosé und ganz unten NIEDERÖSTERREICH. Fertig ist das Teil. Am hinteren, ebenso rosafarbigen Etikett alles Wichtige wie Abfülldatum, Degorgierung und verwendete Rebsorten. In diesem Fall 64% Zweigelt und 36% Pinot Noir. Ebenso der Hinweis auf die traditionelle Flaschengärung wie die Handrüttlung. 5g/l beträgt die Dosage und das Degorgierungsdatum ist von Hand eingefügt (5.10.2015). Links unten noch das grüne Biosiegel, was den Blubb als waschechten Biosekt ausweist. Silber ist die Halsmanschette, rosa die Banderole die sie abschliesst. Und jetzt ist Schluss mit dem Gelaber, jetzt wird geblubbert.

Kirschen, Erdbeeren & Rhabarber

Eindeutig erdbeerrosa steht der Brut Rosé im Glas. Zweifelsfrei. Fein pulsiert ein Film von klitzekleinen Bläschen an der Oberfläche. Ebenso fein ist die Fruchtigkeit die aus dem Glas die Nasenflügel hoch strömt. Etwas Kirsche, dann Erdbeeren, dann auch ein Schuss Weichsel. Eine Stange Rahabarber zieht vorbei, Hefe erhebt sich aus dem rosaroten Körper und legt einen leisen Nebel von Briochearomen über das fruchtige Duftensemble. Gelungen das Spiel zwischen Frucht und Würze. Insgesamt ein recht rotbeeriger Duft, der dank der Hefebegleitung auch gewisse Stoffigkeit erahnen lässt.

Rosa Kalk & Pink Brioche

Wie schon der Extra Brut, kommt auch der Brut Rosé ausgesprochen frisch und spritzig in den Mund. Keine Spur von Überladung mit roten Früchten oder sogar Süsse. Vielmehr steht eine sehr feine Aromatik von reifer Kirsche und ebensolchen Erdbeeren auf der Zunge. Man schmeckt die Frucht, doch steht dieser eine pulsierende Säureader zur Seite die für freche Frische im Mund sorgt. Dazu das leichte Prickeln auf der Zunge und fertig ist ein Mundgefühl das puren Spass vermittelt. Am Gaumen dann Briochearomen, rosa, zart erdbeerig, griffig und leicht limettig. Der Abgang irgendwo in der Mitte zwischen herb und doch ein Tick von lieb und nett. Der Nachhall aber trocken und wie in rosa Farbe getunkter Kalkstein. Zart erdig, fein würzig, verspielt fruchtig und doch sehr erwachsen.

Wenn die Zunge feinstofflich schaumgebadet wird

Hefe ist das Zauberwort, bzw. das Zaubermittel. Und so sorgt diese Zutat auch beim Brut Rosé für jenes wohlige Mundgefühl, das man sonst vergeblich sucht. Sie macht den Sekt griffig, verleiht ihm Körper, Charakter und eine Struktur die man riechen, schmecken und atmen kann. So auch hier. So rot die Frucht im Mund auftritt, so sehr man reife Kirsche schmeckt und frische Erdbeere fühlt, so sehr sorgt diese Briochigkeit für deren Zuhause. Durch den Raum weht feiner weisser Kalkstaub, der allem ein wunderbar trockenes Mäntelchen umlegt und dafür sorgt, dass keine Frucht zu übermütig wird. Und weil die Hefe nicht alles alleine machen kann, wird sie von einer kecken Säure unterstützt die dem Brut Rosé auch noch so richtig Leben einhaucht. Da prickelt es, da perlt es ganz fein auf der Zunge und am Gaumen spürt man wie der Schaum sich herrlich herb und weiss den Rachen runter stürzt.

Was haften bleibt ist ein zarter Film von dezent säuerlicher Kirsche am Gaumen, Zweigelt lässt grüssen. Doch dann wird es herb, unerwartet herb und doch so lieb und nett, dass man sich auf der Stelle mit dem Sprudel anfreundet. Frische Limette mischt die Hefe auf, der Bäckerladen öffnet seine Pforten und die Zunge wird feinstofflich schaumgebadet. Kein Lärm im Mund, keine harten, kohlensäuregetunten Perlen, nur weicher wohltuender Blasennebel der für Puls sorgt. Man schmeckt rosa, man spürt rosaweiss und man will mehr von diesem Sekt aus Österreich, der sich vor nichts und niemanden verstecken muss. Ich verstehe immer weniger jene Leute, die sich mit Billigsprudel ganadenlos die Birne zuknallen und sich am nächsten Tag beschweren, dass ihnen diese platzt. Geschieht euch recht. Das hier ist Sekt wie Sekt sein muss, soll, kann, darf. Das ist Sekt der weiss, dass er kein Schampus sein muss um zu glänzen. Und seien wir mal ehrlich; gäbe es das kleine Gebiet der Champagne nicht, dann gäbe es auch keinen Champagner. In diesem Sinn: Der Brut Rosé kostet knappe 20 Euro und ist jeden einzelnen davon auch wert. Billigsäufer nehmen einfach Aspirin am nächsten Tag.

Tipp: Aufmachen und am besten mit 8-10º aus dem Weissweinglas trinken. Einfach solo ohne alles geniessen. Anlass nicht nötig.

Verkostet wurde ein Brut Rosé vom Weingut Fred Loimer aus Langenlois, Niederösterreich.

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Kategorie: Loimer (A), Verkostet