Dorsheimer Riesling 2011

| 5. November 2015 Alles lesen

Kein Leben ohne Riesling. Danach sieht es aus, steht nämlich heute der nächste dieser Gattung am Tisch der Wahrheit. Diesmal kommt er von der Nahe, konkret vom Weingut Joh. Bapt. Schäfer aus Burg Layen an der Nahe. Der Dorsheimer Riesling 2011 von Sebastian Schäfer, der 2002 das elterliche Weingut übernommen hat, gehört zur Kategorie Ortsweine, stammt von Kiesböden und wurde im Stahltank ausgebaut. Irgendwie zählt die Nahe-Region (speziell in Österreich) noch immer auf eine seltsame Art und Weise zu den Geheimtipps, ist bei uns so gut wie nicht vertreten, weil viel zu wenig bekannt. Um das zu ändern, wird deshalb heute wieder einmal einer dieser Nahe-Winzer bzw. Nahe-Rieslinge vor den Vorhang gebeten.

Schaefer Dorsheimer Riesling 2011 In Form einer schmalen Banderole schlingt sich das in einem Stück gestanzte Etikett um die Schlegelflasche. Ein kleines weisses Feld ist vorne frei gelassen, in welchem schlicht und einfach Joh. Bapt. Schäfer und 2011 Dorsheimer Riesling steht. Der Rest der Fläche ist mit einem in grün gehaltenen Muster bedruckt das auf den ersten Blick am ehesten an eine Tapete erinnert. Erst beim genauen Hinsehen stellt man fest, dass dieses Muster vollständig aus dem Buchstaben S für Schäfer bedruckt ist. Im hinteren, ebenso weissen Feld, gerade noch das Nötigste an Information angebracht um seinen Pflichten nachzukommen. Mehr gibt es nicht zu sehen bzw. zu lesen. Um den spontanvergorenen Protagonisten entsprechend Luft zum Atmen zu lassen, wird der Dorsheimer Riesling, der von 13 PS angetrieben wird, für eine Stunde in der Karaffe sich selbst überlassen.

Pfirsich, Wiese & ein Hauch von Jod

Helles strohgelb leuchtet aus dem Glas heraus. Intensive Mineralik hüpft einem ungebremst in die Nase. Dabei riecht man ganz hinten einen antiseptischen Ton, so als würde man den Medizinschrank öffnen und einem dabei dieser bekannte Geruch entgegenkommen. Danach taucht weisser Pfirsich auf, viel frisch gemähte Wiese. Über allem dieser feine jodige Nebel der den Geruch zu Beginn doch ein wenig eigenwillig wie auch gewöhnungsbedürftig macht. Geht aber mit Luft dann doch entsprechend auf und zeigt sich mineralisch dominiert.

Riesling für Forscher

Auch im Mund zeigt sich der Dorsheimer zu Beginn recht eigenwillig. Einerseits kommt er sehr weich und mild auf die Zunge, doch kaum hat er sich dort ausgebreitet, wird es ausgesprochen bodenlastig. Da schmeckt man Stein und Erde, frische Wiese, erst danach taucht auch hier der Pfirsich auf. Im zweiten Durchgang spürt man dann wie saftig, wie rund und körperreich der Wein ist. Dabei geizt er nicht mit lebendiger Säure, die auch nötig ist, da doch ein deutlich erkennbarer Zuckerschweif über den Gaumen zieht. Apfel schmeckt man, auch etwas Birne, alles fühlt sich richtig reif im Mund an. Belebend agiert die Säureader die über die Zunge zieht. Im Abgang leicht kräutrig, fein jodig, von ausgeprägter Mineralik begleitet. Ein Riesling der erforscht werden will und erst mit Luft und Zeit immer mehr bereit ist von sich zu zeigen.

Subtiler Trinkspass

Nach einer Stunde wird es lustig in der Futterluke. Da ist einerseits diese typische feuchte Nahe-Rauchigkeit, andererseits tobt sich der Dorsheimer jetzt erst richtig mit Frucht und Säure aus. Er ist knackig geworden, kernig und lebendig. Dabei fühlt er sich alles andere als glatt an, ist herrlich rau und griffg sowohl auf der Zunge wie am Gaumen. Es ist ungemein stoffig, sogar einen Tick herb, was aber durch die süsse Ader zu einem wunderbaren Saft verschmilzt. Es steht fest, der Dorsheimer braucht einen ganzen Eimer Luft bevor er zeigt was in ihm steckt. Und das ist allerfeinster Riesling-Spass. Saftig reif steht er auf der Zunge, der Gaumen wird von einer eleganten Mineralik umspült. Was im Abgang bleibt ist dieser subtile Jodgeschmack der schwer zu beschreiben ist. Am ehesten fallen einem dazu frische Algen ein. In Verbindung mit der steinigen Fruchtigkeit ein aussergewöhnliches wie ungewöhnliches Erlebnis.

Immer mehr öffnet sich der Dorsheimer und immer feiner wie auch eleganter wird er. Die Struktur des Weines fühlt sich zupackend an, während die Zunge sich im Saft suhlt. Erst dann kriegt auch der Gaumen etwas ab und am Ende stellt man fest, dass der Dorsheimer ein sehr klarer, fein haftender Wein ist, der mit einer erst auf den zweiten Blick subtilen Charakteristik überzeugt. Versteckte Kräuter unter Stein und Erde, reifes Steinobst und eben diese Jodigkeit die nicht gerade typisch für Weine von der Nahe ist. Eine Kombination die nach permanentem Nachschub schreit weil man irgendwie nicht genug davon bekommt. Und hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dann gibt’s kein Halten mehr und die Flasche ist schneller weg als man geplant hat.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe sollte man ihm gönnen. Um die 10º geniessen. Idealer Begleiter zu allen Fisch- und Geflügelgerichten. Als Solist einer mit dem man sich anfreunden muss, der aber dann umso mehr Spass macht.

Verkostet wurde ein Dorsheimer Riesling 2011 vom Weingut Joh. Bapt. Schäfer aus Burg Layen, Nahe, Deutschland. Bezugsquelle: weinfurore, München.

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