Cobrana 2017

| 25. Februar 2020 Alles lesen

Cobrana 2017 Hübsch sein ist das Eine, aber hübsch sein und auch noch was im Köcher, sprich Können zu haben, ist eine andere Sache. Veroinca Ortega kann mit beidem punkten. Die junge Winzerin baut im Bierzo im Nordwesten Spaniens in der Region Kastilien-León, auf Schieferböden ihre Weine an. Die Reben sind 80 bis 100 Jahre alt. Gelernt hat die sympathische Winzerin, die längst kein Geheimtipp mehr ist, ihr Handwerk unter anderem bei Romanée-Conti sowie beim Grossmeister Alvaro Palacios. Heute kultiviert sie eine Rebsorte, die langsam aber sicher immer mehr in der deutschen Rotweinwelt ankommt; Mencia. Einen dieser wunderbaren Weine, ihren Cobrana 2017, habe ich heute am Tisch der Wahrheit stehen. Der Cobrana, der von über 90-jährigen Mencía-Reben stammt und mit etwas Palomino, Doña Blanca und Garnacha Tintorero abgerundet wurde, gehört mittlerweile zu den besten Weinen des Bierzo. Ob dem wirklich so ist, wird sich in den nächsten Stunden zeigen. Damit der gute Tropfen ein wenig Luft bekommt, darf er eine halbe Stunde in der Karaffe seine Runden drehen.

Frisch & Kühl

In schönstem kirschrot dreht der Tropfen seine Kreise. Und schönste, reife rote Kirschen duften einem auch aus selbigen entgegen. Fruchtig, süss, verführerisch. Johannisbeeren trappeln neben ihnen her, im Schlepptau etwas Tee und eine Handvoll dunkler Waldbeeren. Kräutertöne sorgen für eine leise Untermalung dieses wunderbaren Fruchtspiels in der Nase. Der Cobrana zeigt sich im Duft von seiner allerschönsten Seite. Von schwer und/oder heiss ist nichts zu merken, hier regiert die kühle Frische und die rote Frucht. Ein Charmeur der Lust auf mehr macht.

Verspielte Eleganz trifft kühle Frische

Dios mio! Wie klar und frisch und elegant ist das denn? Nichts mit rustikal und grob und typisch Bierzo. Das ist fein und kühl und derart animierend, dass man ungläubig auf der Stelle einen zweiten Schluck nimmt. Schlank, fast filigran tänzelt der Cobrana auf der Zunge, die roten Kirschen haben das Kommando über die Aromentruppe, von Gewicht im Mund ist nichts zu merken. Zarte Kräuternoten unterfüttern dieses Fruchtspiel, ein Schuss Zitrone sorgt für kecke Verspieltheit. Vom Gaumen rieseln samtige Tannine ab und bleiben auf der Zunge haften. Trinkt man hier wirklich Spanien, oder hat man irrtümlich einen frischen kühlen französischen Burgunder im Glas. Unglaublich wie schlank und fein und elegant der Tropfen ist. Grosses Kino in der Geschmackszentrale.

Bierzo at its best

Man kommt nicht umhin sich vorzustellen, wie es wohl sein würde, hätte man den Cobrana in einer Blindverkostung französischer Burgunder. Man würde blindlings nach Volnay schielen und würde mehr als tausend Kilometer daneben liegen. So schlank, so fein, so leichtgewichtig, zärtlich kräutrig und auch fruchtig; nach Spanien würden diesen Tropfen nur die Mutigsten verorten. Grandioses Säurespiel im Mund, verspielte Frucht, ein Gerbstoffkleid das feiner wohl nicht sein kann. Und dazu ein Leichtgewicht, das mit einer phänomenalen Schiefermineralik beeindruckt. Nach und nach drängen sich die frechen Johannisbeeren in den Vordergrund und sorgen dort für feinsten Zirkus. Was für ein Spass im Mund, welch herrlich feines Gaumenspiel. Einfach wunderbar.

Eines muss man Veronica Ortega lassen. Mit dem Cobrana hat sie einen Volltreffer mitten ins Schwarze gelandet. Frucht und Säure verstehen sich blind, die Textur dank edlem Gerbstoff schlicht ergreifend, die Mineraliät dank reichlich Schiefer frisch und kühl. Das Mundgefühl als würde der Wein schweben. Auf der Zunge, am Gaumen, überhaupt. Null Gewicht, nur feinste Filigranität. Ein Finale, dass von Frucht und feinen Kräutern dominiert ist, ein Nachhall, der zur zarten Würze auch noch leichte Tabaknoten hinterher schiebt. Ein Wein der an der Luft auch immer eleganter wird, der immer mehr ins Mineralische abgleitet und am Ende nichts als Freude hinterlässt. 4200 Flaschen gibt es gerade einmal von diesem grandiosen Tropfen. Darum beeile sich wer etwas davon haben will. Wer weiss ob´s morgen noch was davon gibt.

Tipp: Etwas Luft in der Karaffe tut ihm gut, den Rest erledigt die Zeit. Mit frischen 14-16º geniessen. Zu kaltem Braten, zum jungen Käse, zu Geflügel oder einfach solo. Ein Wein der einfach immer Spass macht.

Verkostet wurde ein Cobrana 2017 von Veronica Ortega aus Bierzo in der autonomen Gemeinschaft Kastilien-León, Spanien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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