Crémant de Limoux blanc Brut

| 6. November 2015 Alles lesen

In Limoux findet alljährlich der längste Karneval der Welt statt. Dass da natürlich auch der eine oder andere Korken knallt ist wohl mehr als logisch. Zwar beginnt dieser Karneval erst im Jänner, das hindert mich aber nicht daran, schon heute einen Stoppel aus der Flasche ploppen zu lassen. Der Inhalt, der Crémant de Limoux blanc Brut, kommt von der Domaine La Louvière in der Region Malepère im Languedoc-Roussillon und ist eine Cuvée aus Chardonnay, Chenin Blanc, Mauzac und Pinot noir. Kenner wissen, dass Crémant auf der gleichen Herstellungsmethode basiert wie Champagner, sich nur nicht so nennen darf, weil er eben nicht aus der Champagne kommt. Ob und wie sich dieser Sprudel von dem, dem das erlaubt ist unterscheidet, das werde ich jetzt untersuchen.

Cremant de Limoux blanc Schwarz wie die Nacht klebt das Etikett auf der grünen Flasche. Weiss bedruckt ist es, ganz spärlich und nur aufs Wesentliche konzentriert. Oben das Wappen der Domaine La Louvière, deren Name untrennbar mit dem Wolf verbunden ist. So halten auch zwei der Lupos links und rechts das Schild und heulen vor sich hin. Darunter in einer auf aristokratisch gestylten Schrift La Louvière sowie die Herkunft, Malviès Malpères Terres Pyrénéennes. CRÉMANT DE LIMOUX BRUT noch unterhalb und fertig ist das Etikett, das, wie der gesamte optische Auftritt der Domaine, von der Wiener Design-Künstlerin Cordula Alessandri gestaltet wurde. Das ebenso schwarze Rückenlabel informiert kurz über die Geschichte, die verwendeten Rebsorten und ebenso mit ein paar sensorischen Notizen. Die weisse Halsmanschette ist rundum mit dem Logo der Domaine bedruckt. Und weil der Sprudel bereits gut gekühlt ist kommt er jetzt dorthin wo er auch hin gehört, ins blank polierte Glas.

Wiese, Apfel & Exotik

Strohblond perlt der Limoux fröhlich im Glas vor sich hin. Ganz zart und fein ist die Perlage. Sehr apfelig ist der Duft der einem entgegen strömt. Dafür zeichnet die Rebsorte Mauzac verantwortlich. Ein Tick Honig im Hintergrund, sonst nur grüne Wiese und Fallobst. Eine feine Würze steht darüber, spritzt dem Crémant Frische ein. Das Aroma das man sucht und nicht auf der Stelle findet, ist jenes das Chenin Blanc so verführerisch macht; der Hauch von Exotik in der Nase. Gelb, durchgereift und tief empfindet man die Wolke die dem Glas entfleucht.

Limettig, gelb & kalkig

Aktiv sprudelnd zischt der Limoux auf die Zunge. Keinsfalls wild oder krachend, die Blasen fühlen sich nur “grösser” an als jene, die man von feinem Champagner kennt. Aber ein Champagner will der Crémant ja auch nicht sein. Dafür punktet er augenblicklich mit einer einerseits überraschenden Trockenheit und andererseits mit einer herrlich herbwürzigen Saftigkeit. Zwar schmeckt man auf der Stelle gelben Apfel, doch gleich danach wird’s würzig, erdig und auch kalkig. Um im Anschluss wieder gelb zu werden und sich cremig wie auch ausladend über die Zungenränder zu ergiessen. Es schmeckt gelb, eindeutig, und es fühlt sich gelb und weiss am Gaumen an. Lange hatte ich keinen Chenin Blanc und doch erkenne ich sofort diese ungewöhnliche Aromatik. Dass am Ende noch eine millimeterfeine Limettenscheibe über die Zunge rollt, setzt dem Sprudel dann ein keckes Krönchen auf.

Crémant zum lieb haben

So reif und saftig die gelben Äpfel und Birnen auch schmecken, so herb fühlen sie sich auf der Zunge wie auch am Gaumen an. Es ist eine trockene Würze die da im Mund arbeitet, sich aus den dicken Blasen quetscht und durch die Gegend kullert. Man ist geneigt dieses Mundgefühl als “für Grobmotoriker gemacht” zu beschreiben, weil es druckvoll ist, kraftvoll und grobkörnig wirkt. Doch keine Angst, so kompakt wie sich das anfühlt, so perfekt passt es zu der herben Eleganz des Chenin Blancs der hier der Rhythmusgeber ist. Fruchtig ist der Limoux und doch von einer herben Kalkigkeit dominiert. Erst im Abgang taucht diese ungewohnte herbfruchtige Exotik klar erkennbar auf. Und weil das alles nicht genug ist, treibt zu dem Ganzen auch noch eine äusserst lebhafte Säure ihr lustiges Spiel im Mund und macht auf herzhaft grünlimettig.

An der Luft legt der Limoux noch einmal richtig zu, wird noch trockener, noch kalkiger und griffiger im Mundgefühl. Fast rattert es am Gaumen und man merkt wie einem diese leicht aufgeraute Textur gefällt. Herber Apfel, trockene Birne. Und doch saftig, weich und verführerisch. Im Abgang wieder weisskalkig, gelbapfelig und verhalten exotisch. Der Abgang herbfruchtig, der Nachhall dezent würzig, etwas erdig und vor allem wunderbar trockenbirnig. Wer Chenin Blanc nicht kennt der wird ihn lieben lernen und wer ihn kennt, für den ist der Crémant de Limoux blanc Brut das pure Schaumweinvergnügnen. Es schmeckt anders, es fühlt sich anders an und es ist, dank Chenin Blanc und Mauzac ein erfrischend anderes Geschmackserlebnis. Das ist Crémant zum Geniessen, zum lieb haben, zum süchtig werden. Wer glaubt, dass es immer nur Champagner sein muss, der sollte einmal Wolke Sieben verlassen und sich an der “Basis” laben um zu erkennen, welch tolle Weine es da unten zu entdecken gibt. Der Limoux mit Blasen sollte da ein richtig guter Einstieg sein.

Tipp: Ein Plopp und rein ins Glas damit. Mit 8-10º geniessen. Am besten zu Muscheln, Krabben und sonstigem in Krusten gehülltes Meeresgetier. Oder einfach ohne alles. Da zischt er wie trockener Wüstenwind die Kehle runter.

Verkostet wurde ein Crémant de Limoux blanc Brut von der Domaine La Louvière aus Malvies im Languedoc-Roussillon, Frankreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet