En Barberon 2012 Côtes du Jura

| 17. Februar 2015 Alles lesen

Der zweite Wein in dieser Runde ist ein Namensvetter von Stéphane Tissots Pinot Noir ‘En Barberon’, welcher hier bereits verkostet wurde. Dieser hier ist aber weiss, ein Chardonnay ‘En Barberon’ Côtes du Jura 2012. Der Wein stammt von Reben die zwischen 1974 und 1975 auf Kalkmergelböden gepflanzt wurden und wurde im grossen Holzfass ausgebaut. Dass Stéphane Tissots Betrieb nach biodynamischen Richtlinien geführt wird und Demeter-zertifiziert ist wissen Kenner in der Zwischenzeit natürlich. In der Vorverkostung im November 2014 hat mich dieser Wein fast am meisten beeindruckt. Heute steht er hier am Tisch der Wahrheit und ich bin bereits gespannt wie er sich nun, nach einer gewissen Ruhephase, präsentieren wird.

En Barberon Chardonnay Nichts wirklich Neues gibt es von der Designfront zu vermelden. Konsequent setzt Stéphane Tissot das Corporate Design fort und zeigt auch auf dieser Flasche das gelbliche Etikett mit der von links nach rechts in hellem grau hineinragenden alten Weinpresse. Oben steht wie gewohnt der Name des Weines, EN BARBERON, in Grossbuchstaben, mit einem goldenen Balken unterstrichen. Hochgestellt wie gehabt der Jahrgang, 2012, ebenfalls mit goldenem Balken unterhalb versehen. Rechts unten liest man wieder Bénédicte & Stéphane Tissot. Mehr gibt es vorne nicht zu sehen. Hinten am Rückenetikett erfährt man wieder das Notwendigtse über den Wein selbst und liest in der Mitte ganz gross und fett Côtes du Jura. Auch diese Flasche ist mit einer knallig gelben Manschette verschlossen und am Hals der Sachsenkeule ist wie immer JURA eingeprägt. Der En Barberon darf bevor er ins Burgunderglas kommt für eine Stunde in der Karaffe dümpeln, um sich auf seinen “Dienstantritt” langsam einzustellen.

Brioche, Nuss & gelbe Pflaumen

In saftigem Gelb leuchtet der En Barberon aus dem grossen Becher heraus. Butter, Hefe und Brioche strömt sofort weich und warm die Nasenflügel hoch. Reife gelbe Pflaumen begleiten das Bäckerei-Konsortium auf seinem Weg ins Riechorgan. Ein guter Löffel Vanillepudding ist untergerührt und ganz zart meint man auch frische grüne Kräuter zu riechen. Durch schwenken kommen feine Zitrustöne zum Vorschein, unvermeidlich der Kalk der wunderbar leicht und nebelig seine Schwaden hinterlässt. Der En Barberon ist der erste Wein der nichts Salziges im Geruch freigibt, was im Mund aber sicher wieder anders sein wird. Dafür geht bei Stéphane Tissot aber nichts ohne die berühmte grüne Nuss, die auch hier am Ende des Duftbogens vorsichtig auftaucht.

Popcorn & Vanillepudding

Und da ist es wieder. Das Salz. Kristallin, jedoch eingearbeitet in einem cremigen Mäntelchen von Vanillepudding. Völlig konträr zu allen bisher verkosteten Weissweinen von Stéphane Tissot steht der En Barberon weich und fast schon mollig auf der Zunge. Popcorn, geschwenkt in brauner Butter. Begleitet von einer durchaus lebhaften Säure, die sich aber nicht in den Vordergund drängt, sondern sich an den dichten Körper quasi anschmiegt. Als grünlich gelb würde ich den Geschmack farblich bezeichnen. Frisch, lebendig und mundwässernd fliesst der En Barberon an der Zunge ab, bleibt lange auf ihr haften und sorgt für konstanten moderaten Speichelfluss. Am Gaumen nimmt man Aromen grüner, in Salzlake eingelegter Nuss wahr, spürt die frappante Mineralik die weich und weiss über ihn hinweg zieht. Im Abgang fast schon fruchtig, natürlich salzig und dezent nussig. Sehr saftig und im Nachhall ein Tick von süss.

Speckfalten sind sexy

Auffällig ist, wie saftig der En Barberon und wie dicht er in seiner Textur auf der Zunge steht. Je länger man ihn dort lässt, umso kalkiger wird er, umso mehr setzt er diesen weissen Nebel frei und verdunstet so fast auf der Zunge. Wenn da nicht dieser frische Saft wäre mit dem man einfach spielen muss. Frische grüne Nuss meets Zitrusfrucht, etwas Brioche nimmt einen Streifen Butter mit und je mehr der Tropfen atmet, umso klarer wird er. Ganz hinten kämpft der Vanillepudding ums Überleben und was man jetzt noch davon schmeckt ist einfach sexy. Der Wein hat Körper, ist rund und weich und doch so agil im Mund. Sogar etwas leicht Rauchiges schwebt durch den Mundraum, zarte Mandeltöne tauchen auf und eigentlich trinkt sich der En Barberon viel zu schnell weg. Was bleibt ist dieser dezent mollig-saftige Film der auf der Zunge stehen bleibt, während der weisse Kalk alles mit sich in den Abgrund zieht.

Je länger der En Barberon an der Luft steht, umso mehr verwandelt er sich hin zu einem mineralisch-saftigen Wein. Eine gewisse Opulenz ist ihm nicht abzusprechen, doch schafft er es irgendwie fein und klar zu bleiben. Trotz seiner dichten Textur fühlt er sich elegant im Mund an, seine Lebhaftigkeit passt pefekt zu der einen oder anderen “Speckfalte” die er mit sich trägt. Sündig saftig, rund, weich und dank grüner Aromatik frisch und frech. Die Zunge liebt den süssen Saft der auf ihr steht und über sie abfliesst, der Gaumen schmeckt mehr als er fühlt, bewundert den Kalk, die grünen Noten und die gelben Pflaumen. Im Grunde genommen ein Wein, der erst nach ein paar Stunden in der Karaffe so richtig aufgeht und sich dann in seiner vollen Pracht zeigt. Auf jeden Fall ein mehr als saftiges Erlebnis, welches dank Mineralität und Dichte zu einem runden Trinkspass wird.

Tipp: Zwei bis drei Stunden sollten Sie dem Wein in der Karaffe gönnen. Mit 10-12º aus dem grossen Burgunderglas geniessen. Fisch, weisses Fleisch, Hartkäse und regionale Küche begleitet er vorzüglich. Als Solist ein wunderbarer Seelentröster.

Verkostet wurde ein En Barberon 2012 Côtes du Jura von Stéphane Tissot aus Montigny-les-Arsures im französischen Jura.

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