HEIDA 2010 – Perle der Alpinweine

| 12. Juni 2012 Alles lesen

Der dritte und letzte Wein den wir heute im Zuge der Chandra Kurt-Trilogie verkosten ist ein Heida (in der Schweiz auch Païen genannt) aus dem Jahr 2010. Den Heida 2009 hatten wir bereits im Vorjahr bei unserer Themenverkostung Weine off the beaten track in unseren Gläsern und waren schon damals ganz schwer von dieser ‘Perle der Alpinweine’ angetan. Nicht nur, dass dieser Wein vom höchsten Weinberg Europas auf 1100 Metern Seehöhe stammt, ist dieser aus dem Wallis kommende Gebirgstropfen eine ganz besonders charaktervolle Rarität. Wir haben nun die Möglichkeit den direkten Vergleich zum Jahrgang 2009 zu ziehen und sind gespannt auf das Ergebnis.

Bekannt ist bereits das Etikett das die elegante Flasche ziert. Stilistisch und grafisch an eine alte Urkunde erinnernd, klebt ein hohes. auf alt getrimmtes Stück Papier auf ihr. Es passt perfekt zur braunen Flasche und lässt sie richtig nostalgisch ercheinen. In Grossbuchstaben steht HEIDA wie gestempelt drauf. Dazu das Siegel mit Jahrgang und Herkunft. Ein Foto von der Arbeit im Weinberg und die Geschichte über diesen Wein auf das Etikett gedruckt. Design das Heimat bildlich darstellt. Selbstverständlich auch hier der dezente Hinweis ‘Limitierte Produktion’ am Etikett.

Da wir mit dem 2009er schon die Erfahrung gemacht haben, dass er nach einer Stunde Luftzufuhr erst so richtig ‘Gas gibt’, haben wir natürlich auch dem 2010er entsprechend Sauerstoff zugeführt. Soviel Zeit muss sein und sollte ‘ausgehalten’ werden. Danach geht´s ab ins Glas mit dem Alpingeistwein.

Mandarinen & Meersalz

Im Glas zeigt sich der Savagnin, der in Deutschland und Österreich unter dem Synonym Traminer besser bekannt ist von seiner goldigsten Seite. Aufpoliert mit strahlenden grünen Reflexen schimmert der Heida aus dem Glas heraus und zeigt per fettem Film, dass er auch Saft und Kraft hat. War der 2009 etwas verhalten im Duft so zeigt sich hier eine sehr aromatische und würzige, kraftvolle Nase. Es riecht insgesamt intensiver, voluminöser, strahlt aber trotzdem eine schöne Leichtigkeit aus. Mandarinen und Zuckermelonen verströmem ihre Aromen und eine gewisse ‘Salzigkeit’ schwebt über diesem höchst aromatischen Bukett.

Rassig, würzig & salzig aromatisch

Überraschend rassig präsentiert sich der Heida dann im Mund. Während er recht gehaltvoll auf der Zunge auftrifft und sich kraftvoll im Mundraum ausbreitet, zeigt er auch seine finessenreiche Rassigkeit. Er ist frisch obwohl er füllig ist, er ist kühl obwohl er weich und sanft den Gaumen streichelt und er setzt wie selbstverständlich seine fruchtigen Aromen von Nektarinen und orangen Melonen frei. Dazu gleitet er eindeutig salziger an den Zungenrändern ab wie der 2009er. Bildlich gesprochen ‘erfrischt der Heida einfach wie ein Schluck aus einem kalten Gebirgsbach’. Nur dass er, ganz ‘Traminer-like’, um Häuser aromatischer und würziger als dieser ist. Es macht Spass den vollen Körper, der so leicht erscheint wenn er sich im Mund breit macht, zu spüren und am Gaumen diese frische Mineralität zu schmecken. Der 2010er schafft es auf hervorragende Weise saft- und kraftvolle Fülle mit eleganter, kühler Frische unter einen Hut zu bekommen und dadurch leichter und filigraner zu erscheinen als er ist.

Ziemlich säurearm zieht der Heida seine Spur über Zunge und Gaumen, was ihn auch so weich und sanft erscheinen lässt. Richtiggehend ‘gepimpt’ wird das Geschmackserlebnis aber durch die feine Salznote die an den Zungenrändern ‘abtropft’ und einen Hauch von Meer hinterlässt. Ein wenig nussig dampft es dabei im Mund und über den Gaumen zieht eine ganz feine rauchige Note, welche sich in einem etwas vanilligen, leicht herben, aber trotzdem saftigen und vor allem aromatischen Abgang auflöst. Der Gebirgswein aus dem Wallis macht sogar den grössten Couch-Potato zum bewegungsfreudigen Alpinfreak.

Wein für schöne Stunden

Der Heida ist sicherlich kein Sommerwein, dazu ist er zu kraftvoll und taugt auch nicht als lustiger Zechwein. Ganz abgesehen davon, dass er dazu viel zu schade und zu edel ist. Aber wenn der Herbst kommt und es frischer draussen wird, dann ist der Heida ein loyaler Tropfen und erfreut einen mit sanfter cremiger Fülle. Dabei erhöht er spielerisch die Aussentemperaturen wie von Zauberhand auf ein erträgliches Niveau. Dass er sich aufgrund seines ausgeprägten Charakters unbemerkt in jedes Weinfreunds Herz einschleicht ist wieder eine andere Geschichte.

Im Grunde ist es schade, dass hierzulande dieser Rebsorte im Gegensatz zu den ‘üblichen Verdächtigen’ so wenig Beachtung geschenkt wird. Savagnin, Traminer, Heida oder wie immer man sie nennen mag hat mehr verdient als nur ein Schattendasein zu führen. Man muss nur ein wenig die ausgetrampelten Geschmackspfade verlassen und sich für Neues, Anderes und Ungewohntes öffnen und an sich heran lassen. Schon wenn ich meine Nase in dieses Glas stecke weiss ich, dass es sich lohnt mal in die andere Richtung zu gehen. Um die 25 Euro kostet der Alpinwein und in Anbetracht seiner geringen Erträge, seiner Aussergewöhnlichkeit und seiner limitierten Verfügbarkeit ist das ein nachvollziehbarer und fairer Beitrag für soviel Weinpersönlichkeit.

Tipp: Geben Sie dem Wein eine Stunde bevor sie sich über ihn hermachen. Servieren sie ihn bei 12-14º, auf keinen Fall zu warm. Geniessen Sie den Heida als Aperitif, zu Krustentieren, oder einfach solo als wohltuende Abendbegleitung.

Verkostet wurde ein Heida 2010 aus der Collection Chandra Kurt von Madeleine Gay aus dem Wallis in der Schweiz. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Provins Valais, Schweiz und TxB-FineWines.

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Kategorie: Chandra Kurt (CH), Verkostet