Lugana D.O.C. Demesse Vecchie 2008

| 13. August 2012 Alles lesen

Den Auftakt zur zweiten Olivini-Verkostungsrunde macht heute ein weiterer Vertreter der ‘Lugana-Familie’, diesmal jedoch ein Demesse Vecchie aus 2008, der ebenso aus 100% Trebbiano di Lugana besteht, jedoch zu 80% im Stahltank und zu 20% im Holzfass ausgebaut wurde und ein leicht ‘überreifter’ Wein ist. Über 12 Monate ist der Demesse Vecchie auf der Feinhefe gereift und hatte im Anschluss noch weitere 6 Monate Zeit um in der Flasche zu ruhen. Das Ergebnis sollte ein ganz aussergewöhnlicher Lugana werden und wir sind angetreten das hier und jetzt heraus zu finden.

In einer eleganten dunkelbraunen Burgunderflasche steht der Demesse Vecchie vor uns und wie schon die beiden ersten Weine der Famiglia Olivini, ziert auch diese Flasche ein edles und stilvolles Etikett. Wie gehabt im stylischen Streifendesign, diesmal in gold, braun und schwarz gehalten. Diese Farbkombination verleiht dem Inhalt noch mehr Gewicht, wirkt sie doch satt und kräftig und so etwas ‘in der Art’ ist schliesslich auch in Kürze im Glas zu erwarten.

In konsequent umgesetztem Corporate Design das italienischer nicht sein könnte, erscheint der optische Auftritt edel, elegant und zeitlos schön. Ein mit Einfachheit punktendes Erscheinungsbild das trotzdem äusserst eindrucksvoll ist. Wie üblich in den schwarzen Streifen die Bezeichnung und die ‘Abstammung’ und am Rückenetikett wieder alles was man über diesen Wein so wissen sollte. In gleichem Design versteht sich. Da der Demesse Vechhie kein ‘Vorspiel’ braucht wird die Flasche einfach aufgemacht und eingeschenkt.

Mandel, Karamell und ein Schuss Morbidität

Strohgelb, sehr hell und mit leicht weisslich blitzenden Reflexen schaut der Demesse Vecchie aus dem Glas heraus. Der Duft der aus dem Glas strömt ist in erster Linie gewöhnungsbedürftig. Es riecht einerseits nach reifen exotischen Früchten, diese werden aber von einer Karamell- und Mandelnote umspielt. Eine Nase an die man sich erst gewöhnen muss, doch hat man die Aromen eingeordnet und zu einem Ganzen zusammengefügt riecht es intensiv, komplex und erfrischend animierend. Nach ein paar Minuten schwenken und immer wieder riechen freunde ich mich endgültig mit diesem exotisch-saftigen Geruch, der sogar so etwas wie eine leicht morbide Note, im Sinne von morsch hat, an. Spannend, interessant und faszinierend.

Cremig, sanft, exotisch saftig

Auf die Zunge kommt der Demesse Vecchie füllig, kraftvoll und superweich. Dabei hinterlässt er einen satten cremigen Film auf ihr und hüllt sie förmlich in diesen ein. Knochentrocken ist der Tropfen, man spürt fast wie ein feiner weicher Hauch die Zunge ummantelt und dort seine vorrangig mandelbetonten Aromen freisetzt. Erst danach schmeckt man die saftige Frucht, wie überreifer Pfirsich, überreife Lyches und ebensolcher Zitrusfrüchte. Auch der Geschmack bedarf einer gewissen ‘Eingewöhnungsphase’ da er definitiv nicht ‘von der Stange’ ist und auch nicht so rasch ein- bzw. zugeordnet werden kann.

Es ist wieder diese gewisse Morbidität im Sinne einer morschen Saftigkeit die einen am Anfang irgendwie ‘irritiert’. Wobei gerade diese Verwirrung für Staunen sorgt und, speziell mich, immer neugieriger werden lässt. Die relativ hohe Säure von 6,0 g/l löst sich saftig-süffig in einem Restzuckergehalt von 6,0 g/l auf. Sie verschwindet förmlich darin und macht den Wein zu einem echten Gaumenschmeichler. Wie zarte weiche Creme zieht der Demesse Vecchie über die Lippen und die Zunge. Durch die leichte Überreife schmeckt der Tropfen fast wie ‘gealterter’ Wein. Ein sehr kompaktes Mundgefühl macht sich breit und man spürt die feste Struktur dieses Luganas.

Eigenwillig anders

Der Gaumen selbst wird richtiggehend eingelullt von soviel Saftigkeit und zwischen den überreifen Früchten schmeckt man eine Spur Vanille heraus. Lange bleibt der Demesse Vecchie am Gaumen haften, mandelwürzig verabschiedet er sich um in einem ebenso lang anhalten Finale seine morbide Note zu hinterlassen. Je öfter ich davon koste umso mehr fasziniert mich dieser Wein. So eigenwillig, so saftig-morsch und so auffallend anders schmeckt er. Man muss so etwas wollen und man muss sich auf so etwas einlassen. Dann ist der Spass ein ganz vorzüglicher.

Zusammengefasst hinterlässt der Demesse Vecchie einen insgesamt tollen Eindruck, wiewohl man gewillt sein muss sich mit diesem Lugana ein wenig auseinander zu setzen. Das ist kein Wein für zwischendurch mal rasch den Durst gelöscht. Aufgrund seiner morbiden Attitüde und seiner leicht überreifen Struktur zähle ich ihn eher zu den ‘Bewusst geniessen-Weinen’, der, sobald man den Zugang zu ihm gefunden hat, ein richtig tolles und erfrischend anderes Trinkerlebnis bietet. Um die 14 Euro sind ein Beitrag, der es sich jederzeit lohnt geleistet zu werden um in den Genuss dieses exotischen Tropfens zu kommen. Mit 13,5% angenehm erträglich, ist der Demesse Vecchie trotz seiner kraftvollen Struktur ein erfrischender Sommerwein der sich reuelos geniessen lässt.

Tipp: Nicht zu kalt servieren. Am besten zwischen 10-12º und zu Fisch und Geflügel. Solo als ‘Entspannungswein’ bestens geeignet um zu neuen Horizonten aufzubrechen.

Verkostet wurde ein Lugana D.O.C. Demesse Vecchie 2008 von Famiglia Olivini aus Desenzano del Garda in der Region Brescia, Italien. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Andrea Seidler von VIP-Weine Köln.

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Kategorie: Famiglia Olivini (I), Verkostet